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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 106

ocs

Lobet den Herren !

Endlich ist sie da,
die “Verordnung zur einheitlichen Leistungsbewertung”.
Erlassen wurde sie durch unseren
hochwohllöblichen, jungen, dynamischen, zukunftsorientierten,
überaus gut aussehenden und selbstredend im höchsten Maße
leistungsorientierten Bildungsminister Mathias Brodkorb.

Ab sofort reichen für Gymnasiasten in M-V 36 Prozent von 100 Prozent
um eine ausreichende Leistung erbracht zu haben.
An den anderen Schulen sind es immerhin noch 40 Prozent,
die so ein Filius nachweisen muss,
um einem „ungenügend“ zu entgehen.

Erinnert mich irgendwie an einen Werbespot aus dem TV,
in welchem der Gatte im Restaurant
für sich und seine Frau von allem das „Zweitbeste“ ordert.

Natürlich stimmt das Bild in meinem Kopf so nicht,
denn im „Land mit Zukunft“
reicht es nun endlich auch im Bereich Bildung aus,
wenn man weniger als die Hälfte vom Geforderten bringt.

Geringste Einkommen, schlechteste Zukunftsaussichten,
wenigste Beschäftigte und nun auch noch blödeste Schulabgänger.

Allein die Begründung aus dem Verblödungsministerium zeigt,
dass Erkenntnisse über Ist-Zustände
nicht zwangsläufig zu Maßnahmen führen müssen,
die Abhilfe schaffen.

Manchmal ist es einfacher und viel intelligenter,
einfach das Gesamtniveau dem vorgefundenen Zustand
nach unten anzupassen.

Denn, so „O“-Ton Ministerium:
„Die Werte für die erreichte Leistung in Prozent
wurden auf der Basis dessen festgelegt, was in M-V üblich sei.“

Wenn ich das mit meinem beschränkten Geist verstehen wollte,
hieße das übersetzt für mich:
„Das Leistungsniveau an den Schulen in M-V ist derart miserabel,
dass wir das Anforderungsplateau absenken müssen.“

Bingo !

Endlich sind wir blöd genug für 40 Prozent
im Zukunftsland „Schlands“.
Wenn das nichts ist !

Und damit wir auch gleich ministeriell unterlegt wissen,
was diesen Geistesgrößen
durch die offenbar völlig hohle Birne geweht ist,
entblöden sie sich nicht uns zu erklären:
„Der Sinn der Verordnung ist es ja gerade,
Unterschiede auszugleichen
und allen Schülerinnen und Schülern an allen Schulen
gleiche und faire Bedingungen zu gewährleisten.“

Halleluja – alle dürfen gleich blöd bleiben !

Das ist der Sieg des Geistes über die Situation.

Wahrscheinlich bepisst man sich
in leistungsorientierteren Gegenden Deutschlands
über unsere Art der Zukunftsgestaltung.
Aber das soll uns nicht bekümmern.
Denken sie an unsere weniger als halb fertigen Häuser,
Straßen, Operationen, Essensportionen, Tiefgaragen
und Universitätsabschlüsse.

Damit lebt es sich doch ganz prima,
im Land weit unter Mittelmaß.

Der neue Slogan für unsere Zukunft:
„M-V - weniger als die Hälfte
ist immer noch mehr als genug !“.

Doch jetzt mal ohne Flax und Krümel,
wie kann so etwas passieren ?

Weil wir sowieso
ein zugrunde gehendes Bildungssystem haben ?
Weil man nicht genug Lehrer einstellt ?
Weil es sowieso scheißegal ist ?
Weil wir immer nur davon quatschen,
dass die Kinder ach so wichtig und unsere Zukunft sind ?

Alles Blödsinn !

Wo bei uns die Prioritäten hängen,
ist ruck zuck zu erkennen.

Wichtiger als das Leistungsniveau an den Schulen ist es,
gefälligst dafür zu sorgen,
dass Geschwindigkeitseinschränkungen auf ein Minimum reduziert werden,
im Autoland Deutschland.

Was sind das eigentlich für Hirnis,
die zwar eine 30er – Zone in einer Ortslage
nicht gleich völlig wegballern,
sie aber auf 50m vor und hinter der Schulbushaltestelle begrenzen.

Und davor und dahinter, ihr Genies ?

Oder hat etwa einer von euch ermittelt,
dass alle schulpflichtigen Kinder innerhalb dieser 100m Bannmeile wohnen
und alles darüber hinaus nicht schutzwürdig ist.

Offensichtlich haben bei der Festlegung Leute mitgewirkt,
die schon vor Jahren nach der neuen Verordnung gebildet wurden.

Jedenfalls muss unser höchstes nationales Gut:
„Freie Fahrt für freie Bürger !“
geschützt werden
und da unser Nachwuchs nunmehr amtlich verordnet
noch weiter verblödet,
braucht man die Autofahrer im ländlichen Raum
auch nicht mehr so arg reglementieren.

Bei etwaig auftretenden höheren Verlusten,
wird die Statistik durch das niedrige intellektuelle Gesamtniveau
der möglichen Verlustquote ausgeglichen
und bleibt eventuell gleich niedrig.

Leistungsgesellschaft !

Unsere Zukunft sind unsere Kinder !

Investitionen in Bildung sind Zukunftsrenditen !

Selten so gelacht !

Bildung ist uns völlig „Wumpe“ !

Kinder interessieren nur als Konsumenten,
am besten für unser liebstes Kind, das Auto.
Und falls unser Nachwuchs dann zu blöd ist,
um Leistungen zu erbringen,
die ihm ein Erwerb eines PKW ermöglicht,
kann er ja noch Autos reparieren oder waschen.
Dazu werden 40 Prozent immer reichen,
auch 36 Prozent.

Alles für die Zukunft unsere Kinder,
so ein Quatsch !

Keine Lehrer
-aber auf der diesjährigen zentralen Übergabe der Meisterbriefe in M-V
wurden über 50 Prozent aller Meisterbriefe an Jungmeister
aus dem Bereich des KFZ-Handwerks überreicht.
Ca. 250 Meisterbriefe wurden insgesamt übergeben.

Lassen wir doch mal den Minister ausrechnen,
ob das ausreichend ist !

Wir leben von Autos, nicht von klugen Kindern.

Stellen sie sich einmal vor, was los wäre,
wenn unsere Autoindustrie festlegen würde,
dass 40 Prozent vom Weltniveau beim Autobau ausreichend sind,
für deutsche Hersteller !

Have a nice week !

M. Eckart, ocs

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