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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 107

ocs

“Da werden Sie geholfen !”,
hieß es dereinst in einem Werbespot
an dem eine gewisse Verona beteiligt war.
Was haben wir gelacht !

Auch heute wird wieder geholfen
aber da bleibt, jedenfalls mir,
das Lachen im Halse stecken,
wie einstmals dem armen Schneewittchen
der Apfelbiss in ihrem.

Die EU exportiert diese Frucht in alle Herren Ländern,
auch in das des Herren Putin.
Russland soll dem Vernehmen nach
der Abnehmer dieser Köstlichkeit
aus polnischen und anderen Obstgärten
unserer Union Apfel-produzierender Staaten sein.

Das ist natürlich im Moment nicht so cool,
denn im Krieg der Embargos
hat Russland den Import dieser fruchtgewordenen Köstlichkeit
aus EU-Staaten gestoppt.

„Erlegst du mir Sanktionen auf, erleg ich Dir Sanktionen auf !“
– das immer wieder gern genommene Spiel im „Krieg der Welten !“

„A apple a day, keeps Putin away !“,
dieser kongeniale Satz unseres
mir völlig unbekannten Landwirtschaftsministers
konnte es dann wohl auch nicht richten.

Offensichtlich ließen wir guten Europäer,
die unverbrüchlich und fest gegen das „Böse“ stehen
und gleichzeitig auch noch fester an der Seite der Ukraine,
nicht hinreichend animieren,
den Apfelberg weg zu fressen,
den das Russenembargo verschuldet hat.

Auch andere Berge türmen sich immer höher,
das können wir nicht alles wegmampfen.

Nun liegt also dieses ganze schöne Zeug bei uns auf Halde,
während beim Russen ja wohl gefälligst zeitnah
eine Hungersnot ausbricht – aber dalli !

Dann würde das geschundene russische Volk
auf die Barrikaden gehen,
Putin stürzen
und endlich frei sein.

So geht Revolution !

Doch bis es so weit ist muss geholfen werden,
denn hilfsbereit sind wir ja.
Vorerst 165 Millionen Euro lässt sich die EU diese Hilfe kosten.

Unvorstellbar, wieviel Not damit gelindert wird,
wie viele damit gerettet werden.

Wir solidarischen Steuerzahler geben es gern,
denn dieses Rettungsgeld kommt uns
fast allen selbst zu gute.

Wie das geht ?

Oh, very simple !
– um im Sprachbild unseres Ministers zu bleiben.
Diesen riesen Haufen Kohle kriegen die Firmen,
die vom Einfuhrverbot Russlands betroffen sind,
damit sie ihren Umsatz- und Gewinnrückgang „abfangen“ können.

Das kommt uns allen zugute,
jedenfalls fast allen,
na gut eigentlich nur ein paar wenigen
aber was soll’s, wir haben‘s ja.

Und es bleibt ja in der Familie.

Doch das reicht uns noch nicht in unserer Hilfsbereitschaft.
Damit mit den Gewinnen unserer Exporteure von Lebensmittel
auch wirklich nichts schief geht,
muss noch dafür gesorgt werden,
dass die Priese für uns beim Kauf von Äpfeln
schön hoch bleiben
und nicht, wie man sich einbilden könnte,
ob des plötzlichen Überangebotes sinken.

Es soll ja noch ein paar Bekloppte geben,
die sich einbilden,
wir leben in einer Marktwirtschaft,
in der Angebot und Nachfrage den Preis regeln.

Dieser Blödsinn wird doch nur noch
an Schulen und Unis gelehrt.

Nein,
in unserer Welt werden nun die Äpfel vernichtet,
damit die Marktpreise nicht einbrechen.
Dafür werden nämlich diese „Beihilfen“ auch gezahlt.

Sie lesen richtig:
Wir zahlen unser Geld dafür,
dass Lebensmittel vernichtet werden,
die der böse Russe nicht abnimmt,
damit bei uns die Preise,
in diesem Fall für Äpfel,
schön hoch bleiben.

So wird das Angebot wieder verknappt
und die Marktmechanismen funktionieren wieder.

Da wird doch nun auch der allerletzte Putinversteher
wohl endlich begreifen,
wie grauenvoll dieser Despot
in unserem freiheitlich-demokratischen Leben rumsaut.

Immer diese Russen !

Na sie wissen ja, wie die sind !
Jetzt ziehen die auch noch ihre Truppen
von ihrer Grenze zur Ukraine zurück !
So eine Scheiße,
wie sollen die denn da jetzt einmarschieren,
wie unsere demokratischen Geheimdienste rausgefunden haben.

Kein Verlass auf diese Russen !

Unsere Äppel nicht fressen
und nun auch noch feige von der Grenze verschwinden
– Sauerei !

Unsere weise Regierung hat jetzt 4 Millionen Euro
für die Ebola-Hilfe freigegeben.

Irre viel Geld für Menschenleben
und schon Mitte November werden die ersten Helfer
aus der von der Leyen-Truppe in Gang gesetzt,
nach Westafrika.

Wenn wir helfen dann aber richtig,
auch prioritätenseitig !
Und los !

Der Russe verhungert
und der Schwarze verreckt an der Seuche
aber unsere Apfelpreise bleiben stabil !
Was ein Glück !

So geht Nächstenliebe !
Oder war es Politik ?

Have a nice week !

M. Eckart, ocs

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