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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 121

ocs

„Es gilt das, was vereinbart ist !“
Für mich ein Horrorsatz aus der Europapolitik
seit Einführung des gemeinsamen Geldes.

Wie schön waren doch die Zeiten,
als wir in Europa alle Freunde waren – ohne gemeinsames Geld,
denn auch hier gilt ganz offensichtlich:
Bei Geld hört die Freundschaft auf.

Man kann das sehr deutlich sehen,
wenn der deutsche und der griechische Finanzminister aufeinandertreffen.
Da bedarf es nicht mal mehr des
hier aber mal sehr zutreffenden Kommentars von Herrn Deppendorf,
dass diese beiden wohl keine Freunde fürs Leben werden.

Entschuldigung, liebe Leser,
dass ich mich wie alle anderen
auch schon wieder und so oft an diesem Thema abarbeite.

Ich kann es selber ja kaum noch hören
und lesen eigentlich lieber gar nicht.

Wenn aber mein Finanzminister den Introsatz
so ernst, beinahe gramgebeugt
in das Mikro des Dorfdeppen vom ZDF spricht,
dann läuft mir die Galle über
und dieser Dreck muss raus
und so haben auch Sie was davon.

Von dem Mist, der da verzapft wird,
haben Sie ja schließlich auch etwas.

Es galt seit der Einführung des Euro
noch nie, was vereinbart war !


Nicht ein einziger unverrückbarer Eckpunkt
der Verträge zur gemeinsamen Währung
– vereinbart – geregelt – unterschrieben – als unumstößlich deklariert,
wurde bisher eingehalten.

Da wurden Defizitgrenzen gerissen,
die als unumstößliches Evangelium festgelegt waren,
da wurden Staatshilfen gewehrt unter Verneblungen,
für deren Erfindung man mindestens zwei Master in Harvard braucht,
da werden Abermilliarden an den Menschen der Union vorbei
zu den Banken geschaufelt,
suchen Sie diesen Passus mal in den ursprünglichen Euroverträgen.

Es gilt eben nicht was vereinbart ist.

Was gilt, hat unser Finanzminister auch gesagt:
„Es gilt für Griechenland das Vertrauen der Finanzmärkte wieder zu gewinnen !“

Ich muss es einfach nochmals so klar herausarbeiten
und in die Welt bringen:
Die Notenbanken, die den Staaten der EU gehören,
drucken Geld,
derzeit in Unmengen.

Dieses Geld wird dann den Banken „verkauft“,
derzeit für einen Preis nahe Null.

Die Staaten vertrauen also den Banken das Geld an,
welches durch die Arbeit und die Steuern ihrer Bürger,
also des Vermögens ihrer Staaten
abgesichert sein soll.

Alle aber auch wirklich alle wissen,
dass das Geld, welches „umläuft“,
sei es als materielles Geld oder Buchgeld
ein derartiges Volumen erreicht hat,
dass es von nichts mehr abgesichert werden kann.

Die Banken kaufen also zigfach überzeichnetes Geld von den Notenbanken
und leihen es dann den Staaten, die es ihnen vorher gaben,
für einen ordentlichen Preis zurück.

Da die Banken aber kein Vertrauen in die Staaten haben,
legen sie nach dem Grad des Vertrauens
den Preis für das Geld fest.

Wenig Vertrauen – hoher Preis,
viel Vertrauen – geringer Preis.

Mal abgesehen davon,
dass das ja schon kaum zu verstehen ist,
denn man könnte ja annehmen,
dass gerade die Länder,
welche aufgrund ihrer schwierigen Lage klamm sind,
geringere Kosten für das Geld benötigten,
verstehe jedenfalls ich das Problem grundsätzlich nicht.

Nehmen wir mal an, ich wäre Schnapsbrenner,
wir hätten Prohibition und ich würde gern Schnaps trinken.
Da sitze ich nun also an meiner Schwarzdestillationsanlage
und braue ein ganz erträgliches Tröpfchen zusammen,
genau so viel, wie ich meine, Brauchen zu müssen.
Nach ein paar Tagen habe ich fertig und Flasche ist voll.
Nun könnte ich mich entspannt auf meine Veranda setzen
und mich ganz genüsslich abfüllen
– aber nein,
ich verkaufe den Fusel an einen fahrenden Schmuggler.
Ich kriege nicht viel von ihm,
ringsum sitzen haufenweise andere Schwarzbrenner,
die auch verkaufen.
Man kann sich das prima im Fernsehen anschauen,
auf dem Kanal für Kerle.
Unfassbar !

Egal – der Schmuggler hat jetzt den Schnaps und ich Durst.
Ich brauche Schnaps und siehe da,
der Schmuggler hat welchen.
Da kann ich doch prima bei ihm kaufen.

Und jetzt kommt was richtig Gutes:
Ich kaufe nicht nur meinen Schnaps,
sondern auch noch anderen Fusel von den Nachbarbrennern.
Hätte ich sonst nie gekriegt,
weil ich inzwischen so ein kaputter Alki bin,
dass ich es man gerade noch bis zum nächsten Pissbaum schaffe.

Zum Glück gibt es ja meinen Schmuggler.
Der versorgt mich mit allem und schreibt an
- und beobachtet mich, ruhig und gelassen.
Nach einiger Zeit erhöht er die Preise.

Ich frage in einem weniger umnebelten Moment warum
und er erklärt, dass er kein rechtes Vertrauen darin hat,
dass ich die beträchtlichen Schulden,
die ich inzwischen bei ihm habe,
je wieder zurückzahlen könne.

Dann brenne ich eben mehr Schnaps
- und jetzt gib mir was - du Arsch !

Doch der Schmuggler lebt schon lange nicht mehr
vom Schnapsdurchdiegegendgegurke.
Er hat überall Zettel gesammelt und bringt den Überschuss,
den wir Säufer produzieren müssen in die Stadt,
dorthin wo der Durst groß und Geld vorhanden ist.

Der Bedarf steigt, meine Sucht wächst, ich stecke fest.

Immer mehr Schnaps muss ich brennen, um meine Schulden zu bedienen,
immer mehr saufen, um dem Druck stand zuhalten.

Dann sitze ich eines Abends und drehe mir eine Flasche auf,
die mein Schmuggler von seinen nun weiten,
globalen Touren mitgebracht hat.

Keine Ahnung woher, mein Globus endet hinter den Pissbaum.

Ich trinke und verrecke fast !
Der Fusel ist giftig.
Doch ich sterbe nicht, werde nur blind und blöd,
ok blöder als ich es schon bin.

Dann kommt mein Finanzier,
der nicht mehr Schmuggler ist
und nimmt mir Brennanlage, Hütte, Veranda und Pissbaum.

Er kommt gleich mit einem neuen Nutzer
– jünger und durstiger als ich.

Meine Welt war in Ordnung,
als ich für mich selber brannte.
Der Schnaps war klasse, der Pissbaum auch.

Es gibt Kräfte, die globalisieren
und es gibt Populationen, die werden globalisiert.

Das System funktioniert nur dann,
wenn die, die gar nicht selbst mitglobalisieren
im festen Glauben sind,
sie würden zu ihrem eigenen Nutzen an der Veranstaltung teilnehmen.

Frankreich hat jetzt die Frist verlängert bekommen,
seine schlechtlaufende Schnapsbrennanlege wieder flott zu kriegen.
Haben die in den letzten 15 Jahren nicht geschafft.

Suchen sie das mal in den Verträgen, die vereinbart wurden,
denn das gilt, sagt Wolfgang Schäuble.

Er sagt auch, dass nicht gilt,
was in den Ländern dem Volk oder von ihm gesagt wird
– bei den Franzosen –
ich lach mich schlapp.

Die brauchen nicht mal Absinth,
um richtig auszuticken,
hoffe ich.

Have a nice week !


M. Eckart, ocs

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