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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 122

ocs

Endlich mal wieder ein Versatzstück aus dem Tollhaus
unserer stets um unser Wohl bemühten Gesetzgeber namens Politiker.

Ein grobes Übel geht um und bedroht die Volksgesundheit:
Die Legionelle !

Dieses kleine, miese, fiese Dreckbakterium
gammelt in unserer Warmwasserversorgung rum
und killt offenbar mehr Mitbürger,
als man sich so vorstellen kann.

Bis vor kurzem schien diese kleine Sauerei aus dem Hause:
“Da wird mir nicht nur kotzübel
– nein ich kann auch dran verrecken!“

noch ein Nischenproblem aus den Totarmen
unserer zentralen städtischen Warmwasserversorgung zu sein.

Dortselbst aalten sich,
erfuhr man aus besorgten Medienberichten,
diese kleinen Stinkstiefel
in wenig bis kaum benutzen Rohrleitungsabschnitten
z.B. von öffentlichen Einrichtungen, vornehmlich Krankenhäuser.

Was konnte man plötzlich
Unmengen unerklärlich Verstorbener
in unseren weltsterilsten Krankenhäusern
den Legionen von Legionellen zuschreiben
und nicht den mäßigen
bis wohl bisweilen saumäßigen Hygienebedingungen dortselbst.

Doch schnell merkte man,
dass diese Informationspolitik ein wenig zu eindimensional war
und eine weitere Thematisierung der Keimsituation
in unseren weltbesten Gesundheitstempeln
beim hypochondrischen Deutschen
schnell zu Hysterie führen könnte.

Flugs fand man heraus,
dass bei allen Wohnhäusern mit mehr als vier WE
auch Legionellengefahr besteht,
offensichtlich können die Mistviecher sogar zählen.

Ruck zuck erfand man ein Gesetz,
dass dem Übel Abhilfe schafft.

Wasserproben sind angeordnet
und die Temperatur des kostbaren Nass,
darf ein Mindestlimit nicht unterschreiten,
damit sich die Legionelle,
beraubt ihrer Wohlfühltemperatur,
nicht ständig mit Vermehrung befasst,
was sie neben der Tötung von Menschen
augenscheinlich am liebsten tut.

Wie auch immer,
Gesetz gemacht,
alle Hausbesitzer mal wieder erfolgreich
aus ihrer leistungslos kassierenden Mieteintreiberei gerissen
und schnell und gnadenlos die drohende Volksverseuchung abgewendet.

Großartig !

Doch - am Arsch lieber Leser !

Der eigentliche Ort der Legionellenattacke
ist die frische Luft,
genauer der Weg in dieser.

Sollten Sie so verrückt sein
und einfach mal so auf der Straße entlang gehen,
z.B. auf dem Parkplatz ihres Lieblingseinkauftempels,
sind Sie schon ganz dicht dran
an der Legionelleninfektion.

Regelmäßig treffen nämlich an solchen Orten
Menschen und die Abluft der Heiz-, Kühl- und sonstiger Verdampferanlagen
von derlei und anderen Einrichtungen aufeinander.

Nun wäre das kein Problem,
würde der Mensch nicht die suboptimale Eigenschaft
des Atmens haben
– wie sich nun herausstellt
ein lästiger Konstruktionsfehler der Evolution.

Da sich aber an diesen und anderen Orten,
an denen ständig Wasserdampf in die Außenluft aufsteigt,
Trillionen von Legionellen in dem Dampf befinden,
ist ein „battle“ zwischen Legionelle und Lunge
so gut wie unvermeidbar.

Im von mir so geliebten öffentlich–rechtlichen Fernsehen
konnte man kürzlich eine veritable Anzahl von Menschen beäugen,
die den Kontakt mit einer solchen Dampfwolke
mindesten mit dem zeitweisen Verlust ihrer Gesundheit
abgegolten haben.

Diese Verdampfer,
wie beispielsweise Kühltürme von Kraftwerken
sind das präferierte Refugium
der freundlichen Bakterie von nebenan.

Hier wird sie in optimal temperiertem Wasserdampf
zu vermehrungstechnischen Höchstleistungen animiert.

Auch für ihren hunderte Meter weiten Transport
bis in die letzte Lunge
ist mit dem optimalen Temperaturmilieu
dieser Wolken sicher gesorgt.

Wie effizient die Legionelle in diesem Bereich arbeitet
konnte man am Beispiel einer älteren Dame bewundern.

Selbige inhalierte wohl voll auf Lunge
aus einer so dermaßen hinreichend mit Legionellen verseuchte Dampfwolke
am Supermarkt ihres bisherigen Vertrauens,
dass sie von vormittags, der Tatzeit,
bis abends zur Notaufnahme,
fast gestorben wäre.

Proben ergaben,
dass die lebensbedrohlichen Killer
in diesem Fall tatsächlich aus der Verdampferbrühe des Marktes stammen.

Dieser Nachweis ist also immer objektbezogen möglich,
da sich die Stämme der Legionellen immer unterscheiden.

So wäre eigentlich,
dem Verursacherprinzip folgend,
eine Überprüfung und Sanktionierung
legionellenproduktionsverdächtiger Verdampferanlagen möglich.

Anschließend könnte man
den „Verursacherprinzip“ folgend
den gesetzesübertretenden, weil grenzwerteverletzenden Anlagenbesitzer
an die Legionelle fassen.

Will man aber offenbar nicht,
denn der sonst so fleißige Gesetzgeber
weigert sich strikt, hier regelnd tätig zu werden.

Halten wir also fest:
Jeder Hausbesitzer,
egal ob er am Fernwarmwassernetz angeschlossen ist
oder eine eigene Warmwasserbereitungsanlage betreibt,
ist per Gesetz dazu verpflichtet,
sein Wasser in seinem Haus,
sofern mit vier und Mehr WE ausgestattet,
jährlich überprüfen zu lassen.
Auf Selbstkostenbasis - versteht sich.
Das geht in Ordnung !

Kraftwerksbetreiber, Handelseinrichtungen, Gewerbebetriebe
und alle sonstigen Betreiber von Anlagen,
die als Abprodukt Wasserdampf erzeugen,
brauchen das nicht
– obwohl das Risiko hier als erheblich höher eingeschätzt wird,
sich eine erstklassige Legionellenvergiftung
„frei Luft“ einzuhandeln.

Wenn man nicht
wie beispielweise ich,
ein so unerschütterliches Vertrauen in unseren Rechtsstaat
und seine Gerechtigkeit
ohne Ansehen der Macht einer betroffenen Gruppe,
Industrie oder sonstigen Vereinigungen hätte,
könnte man auf den Gedanken kommen,
dass die Gefährdung der Bevölkerung dann scheißegal ist,
wenn die Verursacher nur genug Druck ausüben können
– denn der Himmel über uns ist ja so weit und frei.

Nicht immer von Legionellen und Lobbyisten.

Aber daran muss man ja nicht gleich sterben,
wenn man Glück hat.

Have a nice week !

M. Eckart, ocs

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