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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 123

ocs

Endlich ist es so weit !
Ich habe es geschafft.

Nach all den Jahren
des Rumnörgelns, Stänkerns, Widerstandes gegen dieses und jenes
und meines offen zur Schau getragenen Misstrauens
gegenüber DER Politik
ist er mir nun eröffnet
– der Weg in den Olymp der staatsgefährdenden Subjekte.

VORLADUG
prangt oben rechts auf dem Schreiben
aus der KPI Rostock FK4 Staatsschutz,
Blücherstraße 1-4, 18055 Rostock.

Damit wird hochachtungsvoll der Sehr geehrte Herr Eckart
zur Erörterung gebeten
und möge sich dann und dann am o.g. Orte einfinden.
Mit Personalausweis – versteht sich.
Wer weiß, wen ich sonst schicken würde,
zur Erörterung mit einem Kriminalhauptmeister !

Wie ich zu dieser selbst für mich zweifelhaften Ehre komme ?

Nun - möglicherweise erhellt sich das
aus dem kurzen Hinweis im Schreiben aus dem Hause Staatsschutz.

Dort heißt es nämlich:
…wegen Paragraph 241 StGB
BEDROHUNG vom 22.09.2014
– Drohbrief an die Gemeindevertreter der Gemeinde Broderstorf
in Bezug auf Planung/Bau einer Hähnchenmastanlage in Fienstorf.


Es ist also ein Drohbrief geschrieben worden
– seinerzeit.

Ach was ?!

Gehört hatte ich davon,
auch dass er anonym verfasst gewesen wäre.
So, so !

Nicht wirklich mein Stil
aber ich bin ja wohl,
so schließe ich es aus Form und Inhalt der Vorladung,
derzeit noch nicht wirklich verdächtig,
obschon verdächtig genug,
um einmal etwas mit mir zu erörtern.

Zeuge soll ich aber wohl auch noch nicht sein,
denn es wird für solchen
Verdienstausfallsausgleich in Aussicht gestellt
- fett gedruckt,
also nur wenn man es denn auch wirklich bis zum Zeugen schafft.

Davon bin ich tatsächlich so weit weg,
dass es als sicher gelten kann,
dass ich in dieser Sache
nie in den Genuss selbiger Regelung gelangen kann.

Natürlich kann ich auch nicht zum Täter werden,
da ich in diesem Fall nun wirklich so gar nichts
mit der Sache zu tun habe.

Ich finde es einfach lächerlich bis erbärmlich,
anonymen Scheiß abzusondern.

Nirgendwo melde ich mich nicht
mit meinem eigenen, vollen Namen zu Wort
– überall wo Eckart drin ist,
steht auch Eckart drunter.
Grundsätzlich !

Schon gar nicht würde ich Gemeindevertretern drohen !

Wozu sollte das gut sein ?
Wenn ich da von mir ausgehe,
würde das nur eine Reaktion wie beispielweise:
„Fick Dich Du blöde anonyme Drecksau !“
und wahrscheinlich ein:
„Na das wollen wir doch mal sehen !“
auslösen.

Ich bevorzuge die offene Auseinandersetzung,
möglichst in Form und Inhalt derart gestaltet,
dass man dem Gegner
immer noch mal außerhalb eines Boxringes,
der im Zweifel auch ein Gerichtssaal sein kann,
vielleicht sogar die Hand reichen kann.

Natürlich gelingt das nicht immer und mit jedem
– derlei zählt dann aber meist zu den vermeidbaren Eigentoren,
es sei denn, man will es so !

Wie auch immer !

Was mich an der Vorladung irritiert,
ist die Tatsache,
dass sich in meinem Umfeld der „üblichen Verdächtigen“
niemand findet,
dem die gleiche Aufmerksamkeit der Staatspolizei zuteil wird.

Woran kann das liegen ?

1.
Es ist nicht ausgeschlossen,
dass die Staatsschützer bei der Lektüre des Drohbriefes
zu der Auffassung gelangten, ich könne etwas mit der Sache zu tun haben.
Spinnt man das noch ein bisschen weiter,
ist es nicht mal bar jeder Fantasie,
dass sich der tatsächliche Verfasser die Mühe gemacht hat,
diese oder jene eckartspezifische Formulierung einzustreuen,
um mich ein wenig in den Fokus des Interesses des Staatsschutzes zu rücken.

2.
Die Ermittler sind von selbst darauf gekommen,
dass es in der Sache etwas mit mir zu erörtern geben könnte.
Dabei wäre spannend zu erfahren,
was denn als Schlüsselreiz dafür diente,
mich für hinreichend interessant zu halten,
mit derlei Dümmlichkeiten zu tun zu haben.

3.
Es gibt eigentlich so weiter gar nichts Konkretes
aber wenn man schon mal dabei ist,
kann man möglicherweise über mich vorhandene Unterlagen arrondieren,
eventuell auch mit dieser oder jenen erkennungsdienstlichen „Fingerübung“.
Was man hat, das hat man !

4.
Ich kann natürlich auch schlicht denunziert worden sein.
Damit kenn ich mich aus.
Das ist eine der liebsten Übungen des obrigkeitshörigen Deutschen.
Nichts tut er lieber,
als einmal einen Mitmenschen so richtig lecker zu verdächtigen.
Am allerliebsten gegenüber mit derlei befassten Institutionen.

Da weiß ich mit Sicherheit, wovon ich rede !

Nichts von dem,
worüber heute noch in gruseligen Anschauungshöhlen deutlich gemacht wird,
wie mit langer und längster Tradition Informationen
über alles und jeden gesammelt wurden,
wäre in der bisweilen erschreckenden Qualität möglich gewesen,
wenn sich nicht immer widerwärtige Arschlöcher gefunden hätten,
die allen Schnüfflern der Vergangenheit und Gegenwart
und absolut sicher jeder zu erwartenden Zukunft,
ihre denunzierenden Informationen als Berichte,
im Ergebnis von Befragungen oder bei Erörterungen
in die Feder diktiert hätten.

Viele Berufsbilder hätte es nie gegeben,
wenn es nicht so viele Anscheißer gegeben hätte
und gibt.

Die besten Informationen wurden immer freiwillig,
oft sogar aktiv, geliefert.

Einfach mal was melden !
Einfach mal was vermuten !

Man behauptet ja nichts,
man fragt sich nur.

Und es könnte ja was dran sein.
Das passt zu dem !

Ja das kann ich mir vorstellen.
Den Ermittler seines Vertrauens auch mal von selbst kontaktieren,
der kann ja auch nicht überall gleichzeitig sein.

Nichts hat sich geändert !

Ich weiß das !
Macht nichts – man braucht Konstanten im Leben.

Je älter man wird, je mehr.

Früher war nicht alles so schlecht,
als dass es heute nicht auch funktionieren kann.

Die Sache ist kein Spaß,
ich weiß auch das genau
und so hält sich meine Freude über diese Ehre in ganz engen Grenzen.

Ich werde mich gut vorbereiten.
Sie werden davon lesen.
Natürlich nicht anonym !

Have a nice Restweek !

M. Eckart, ocs

Für den Zusteller
des dem Zweck gut zuzuordnenden Briefes:
Noch bin ich unschuldig,
also machen Sie sich nicht zu viel Gedanken,
welches Verbrechen ich wohl begangen haben könnte !

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