Startseite

zurück zur Übersicht

Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 128

ocs

Vor vierzehn Tagen erregte ich mich an dieser Stelle trefflich
über gottgleiches Verhalten einiger Mitmenschen,
befördert durch Gesetzes-und Willenslage in Land und Bund.

Nie hätte ich geahnt,
wie dicht ich auch hier mal wieder an dem war,
was man „real life“ nennt.

Wann haben sie eigentlich das letzte Mal hektisch ein Ausweichmanöver gefahren,
weil ihnen auf einem unserer Wege übers Land
eines dieser grandiosen landwirtschaftlichen Großgeräte entgegenbretterte?
Kürzlich ?

Alles gut gegangen,
mal abgesehen vom angstschweißgetränktem Autositz ?
Na dann Glückwunsch !

Sollte ihnen in nächster Zeit
wieder einmal so ein Wunderwerk der Landtechnik entgegenkommen
und sie von der Piste fegen,
schauen sie doch mal genauer hin,
kurz bevor die Panik sie übermannt.
Empfehlenswert könnte ein Blick ins Fahrerhaus eines solchen Großgerätes sein.

Ich weiß, das fällt schwer,
wenn man im Nanosekundenbereich zu entscheiden hat,
ob man auf der Straße bleibt,
sich der wahnwitzigen Hoffnung hingebend,
der entgegenkommende Matador der Landstraße würde gnädig sein
und abbremsend UND ausweichen,
eine Kombination die ich schon seit Jahren nicht mehr erlebt habe,
oder ob man
– scheiß auf den Unterboden des eigenen Autos –
sofort in die ausgefahrene Bankette steuert
und versucht sein Adrenalinspiegel vor der Weiterfahrt
wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen.

Gut, darüber lohnt es eigentlich nicht, hier zu schwadronieren,
gehört doch der permanente Nervenkitzel bei entgegenkommender Landtechnik
zu den hinzunehmenden Lebensrisiken,
wenn man denn unbedingt auf dem Land leben muss.

Schon bei bestimmten Baumaßnahmen
wird dieser Üblichkeit
dem Willen der Götter entsprechend,
Rechnung getragen.

Wenn da in der Gemeindevertretung Broderstorf
über die Sanierung eines Weges gefachsimpelt wird,
mündet das,
wie sollte es auch anders sein,
konsequent in den Beschluss mit Flachborden,
damit die den Bedürfnissen einer modernen Landwirtschaft
auch in Größe angepassten Traktoren
nicht Schaden nehmen, wenn sie einander passieren
und die Breite der Fahrbahn nicht ausreicht.

Hochborde, wie ursprünglich vorgesehen,
wurden auf Antrag eines um seine Technik besorgten Landwirtes gecancelt.

Der Ursprungsgedanke des zusätzlichen Schutzes für Fußgänger,
insbesondere die Kinder,
ja genau die, die sonst immer und überall
unser ganzes Sinnen und Trachten beherrschen,
dieser Schutzgedanke konnte sich nicht durchsetzen.

Wir sind auf’n Land – da hat die Wirtschaft den Vorrang,
die Landwirtschaft.

Fußgänger, insbesondere flinke Kinder
können beiseite gehen oder springen.
Egal,
Hauptsache aus dem Weg,
aber flott !

Doch zurück zum Blick ins Fahrerhaus,
den ich ihnen ja so dringend ans Herz legen möchte.
Ein solcher Blick könnte sie noch mehr verwundern,
als alles, was sie sonst bei einer solchen Begegnung wahrnehmen.

Möglicherweise sehen sie dort oben mal Personen aktiv hinter dem Lenkrad,
die vom Alter her da allgemein nicht vermutet werden,
ganz einfach, weil sie zu jung sind,
um normalerweise mit großen Traktoren auf öffentlichen Straßen rum zu brettern.

Vermutlich werden die meisten von ihnen
aus verschieden Gründen diese Kinder nicht zuordnen können,
da aber von gestohlener Landtechnik im Bereich unserer Gemeinde nichts bekannt ist,
liegen andere Schlussfolgerungen näher.

Nun mag es ja nicht fern jeder Vorstellung sein,
dass Kinder von Landwirten auch gern mal mit dem elterlichen Traktor
auf dem eigenen Hof rumkurven – wenn‘s keiner sieht und keinen stört.

Aber allein mit Trekker auf der Straße,
das dürfen nur Gotteskinder.
Alle anderen schaffen es mit so einer Aktion meist bis in die Zeitung,
mindestens zur Polizei.

Liest man ja ab und an:
„12 jähriger bei Spritztour mit dem väterlichen PKW erwischt!“.
Nicht so hier !

Entschließt sich der technikinteressierte Nachwuchs eines Landwirtes
mal kurz ne Runde mit Papis Traktor zu drehen
und findet sich rein zufällig auf einer öffentlichen Straße wieder,
geht das irgendwie schon in Ordnung.

Jedenfalls kann man den Eindruck haben,
es wäre so !

Sollte ihnen das passieren,
reden sie sich einfach ein,
sie haben einen jungen Gott gesehen,
freuen sie sich, dass sie nicht breit gefahren wurden
und vor allem:
Lassen sie die Sache gefälligst auf sich beruhen !

Machen sie KEINE Fotos und melden die Angelegenheit
auf keinen Fall bei den zuständigen Behörden !

Warum ?

Sie machen sich nur lächerlich,
weil sie nämlich keinen Zeugen haben.
Sie können doch nicht einfach entrüstet diese Sache melden
und sich einbilden, dass irgendjemand aktiv wird.
Sind sie völlig bescheuert ?

Das sind zwar Kinder
aber doch keine wie andere.
Wenn sie wirklich sicher gehen wollen,
machen sie folgendes:

1.
Stoppen sie den Monstertrekker mit den Kindern.
Könnte aufregend sein.
2.
Verpflichten sie die Minderjährigen im und mit dem Gefährt zu warten.
3.
Fahren sie los uns besorgen sich mindestens einen, besser vier glaubhafte Zeugen,
also auf keinen Fall ein Mitglied einer ortsansässigen BI
oder sonstiges, den Landwirten gegenüber kritisch eingestelltes Gesockse.
4.
Kehren sie mit den Zeugen zum „corpus delicti“ zurück.
5.
Fordern sie nunmehr die kleinen Verkehrssünder auf, wieder los zu fahren.
6.
Filmen sie alles mit mindestens zwei Kameras (wegen 3D).
7.
Erstellen sie vor Ort ein Tatprotokoll
und lassen dieses von den Kindern und allen Zeugen unterschreiben.
8.
Begeben sie sich anschließend mit allen,
mindestens aber zwei Zeugen zu einem Notar und lassen alles beglaubigen.
9.
Versuchen sie nun erneut, die Sache zu melden !

Viel Glück !

So was passiert natürlich nicht,
schon gar nicht hier.

Kein verantwortungsvoller Erwachsener lässt Kinder auf der Straße fahren,
auch kein Bauer.
Garantiert nicht !

Wer so was glaubt, gesehen zu haben,
muss einer Sinnestäuschung erlegen sein
oder Schlimmeres !

Hier ist alles in Ordnung.

Kurz noch zu den Presseartikeln wegen der Hähnchenmastanlage.

In einem Beitrag wird schon im ersten Satz der Eindruck erweckt,
die Hähnchenmastanlage wäre bereits genehmigt.
Dem ist nach aktuellem Kenntnisstand nicht so.

Es sei denn, ein diesbezügliches Schreiben des StaLUM
ist noch und somit ungewöhnlich lange auf dem Postweg unterwegs.
Oder aber der Autor weiß mehr !
Oder beides ?

Entweder schlampig formuliert oder hintersinnig lanciert.

Ach
und man lässt sich eine Machbarkeitsstudie für 2,8 Mio. Masthühnchen machen,
wenn man nur 1,4 Mio. mästen will.

Und ich kann übers Wasser gehen
und oft mache ich bei der Gelegenheit
gleich noch ein bisschen von dem Wasser zu Wein.

Have a nice week !

M. Eckart, ocs

Kontakt

Impressum: ©imutta