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“In Griechenland findet zur Zeit eine humanitäre Katastrophe statt !“
Der Mann der diesen Satz vor keinen 5 Minuten
in die Kameras des Morgenmagazins sprach,
sieht aus, wie ein bilanzsicherer Hauptbuchhalter mit rotem Schlips
und heißt Bartsch.
Er ist stellvertretender Fraktionschef der „LINKEN“ im deutschen Bundestag
und redet seit anderthalb Minuten mit einem Drops vom MoMa,
von dem man nichts wissen muss.
„Ja, in Griechenland findet zur Zeit eine humanitäre Katastrophe statt!“,
bestätigt der Drops.
Ich horche auf und denke noch so bei mir,
dass das so noch nie zu hören war,
in der öffentlichen Diskussion.
Man hört und sieht ja sonst genug von solchen Dingen,
beispielsweise,
wenn im Mittelmeer hunderte „zuwanderungswillige Migrationsbewerber“ ersaufen
oder sonst wo am Arsch der Welt,
wo kein „all inclusive“ 5-Sterne Resort steht,
wieder einmal ein paar tausend „Weggehunwillige und/oder –unfähige“
verhungern, erschlagen, vertrieben, ethnisch gesäubert
oder anderweitig massakriert werden.
So, wie wir es von dort sehen,
mindestens aber annähernd so,
ist es also derzeit in Griechenland.
Und ?
Nichts und !
Das Interview geht easy weiter.
Werden die Griechen endlich die Auflagen erfüllen,
die sie „retten“,
weil wir dann weniger Geld verlieren ?
Ist die neue Liste mit „Zugeständnissen“ „akzeptabel“,
eine Diskussionsgrundlage oder doch nur ein „fakepaper“
der beiden Schlitzohren vom Olymp ?
Man weiß es nicht
und es drängt sich der Verdacht auf,
man wolle es gar nicht wissen.
Man will nur wieder mal Allgemeinsätze absondern,
vom Haus Europa, der grandiosen Idee,
die dem Projekt innewohnt.
Für mich klingt das alles inzwischen
wie die Sätze von der Verheißung
der „entwickelten sozialistischen Gesellschaft
und ihres planmäßigen und gesetzmäßigen Übergangs zum Kommunismus“.
Was gab es damals schon zu hören
über die alternativlose Richtigkeit des politischen Weges.
Wie laut hat man die Doktrinen nachgeplappert,
gelebt - weil geglaubt.
Wie gebetsmühlenartig
haben die politischen Entscheidungskräfte das hohe Lied gesungen
– wie gleich ist es heute.
Ich weiß noch,
wie sehr der Sozialismus den Frieden sicherte,
vor allem in all den Ländern und Regionen,
in denen „geholfen“ wurde, beim Finden des „richtigen“ Weges.
Zum Glück waren diese Hilfsgebiete meist ein ordentliches Ende weg
von der heilen Welt zu Hause
und CNN, Internet und „livestream über Smartphone“ gab’s noch nicht.
Sonst hätte man sich schon damals
humanitäre Katastrophen biblischen Ausmaßes ansehen können,
wenn Völkern der richtige Weg in eine hehre Idee gewiesen wird.
Heute ist das anders.
Jede Lage, die sich auch nur ansatzweise
zu einer humanitären Katastrophe entwickeln könnte,
wird ersäuft mit Kamerateams und im Weltmitleid.
Jedes Schlauchboot, welches über Wasser schaukelt
wird begleitet von achtzig Begleitbooten
mit Berichterstattern, Rettern und Frontexleuten.
Jeder Bus der irgendwo im Nirgendwo
von marodierenden Banden völlig entarteter Mörderschweine überfallen wird,
wird uns tagelang brennend, auf der Seite liegend
aus allen Perspektiven gezeigt,
so dass ich mich oft des Eindrucks nicht erwehren kann,
da würde immer wieder jemand Benzin drauf kippen,
damit wir der verkohlten Leiche des Busfahrers
noch ein wenig länger beim schmurgeln zuschauen können
– live und total betroffen – versteht sich.
Schon beim Morgenkaffee können wir völlig ungerührt zuschauen,
wie gerade wieder 239 Überlebende
von einem absaufenden Boot gerettet werden,
das aber mit 409 Flüchtlingen irgendwo in Syrien abgelegt hat.
Aber Griechenland ?
Nichts !
Vor nunmehr einer guten halben Stunde
habe ich zum ersten Mal unwidersprochen jemanden sagen hören,
dass in unserem wundervollen Europa,
genau in der Gegend wo es entstand
und die von uns so angebetete Demokratie erfunden wurde,
eine humanitäre Katastrophe abläuft.
Und ?
Haben Sie schon Berichte, Brennpunkte, Sondersendungen
zu diesem Aspekt des Dramas gesehen ?
Ich nicht,
jedenfalls nicht annähernd so knallhart,
wie von jeder anderen Katastrophe.
Ich kriege immer nur die beiden „Arschlöcher aus Athen“ präsentiert,
Sie wissen schon,
diese beiden linken Stinker,
die ihr Land nun vollends ruinieren.
Die Beiden, die Schuld sind,
weil sie nicht dem Manifest der europäischen Katastrophenidee folgend,
machen was die „Geldgeber“,
also auch wir,
verlangen.
Ich sehe immer nur „Zipfeltreffen“ von Gipfelmützen
und dann den Schnitt
auf die vielen weißen Jachten in der Marina von Piräus.
Eine humanitäre Katastrophe, sagt Herr Bartsch
und ich glaube ihm !
Doch erfahren dürfen wir das nicht.
Keine Bilder von Not und Elend in Europa.
Niemand soll sehen,
wie brutal und herzlos Menschen gequält werden,
die anders leben als wir.
Irland, Portugal, selbst Spanien – die sind lieb und fleißig
und erfüllen die Auflagen,
damit sie unsere Kredite mit unseren Krediten zurückzahlen können
und sind auf „gutem Weg aus der Krise“.
Aber diese faulen Säcke am ionischen Meer und drum herum,
die schaufeln nur ihre Kohle ins Ausland.
Die nächste humanitäre Katastrophe bahnt sich in der Schweiz an,
weil die dort im Vorgrexiteuro zu ersaufen drohen.
Kinder sterben, Menschen verrecken,
weil es kaum noch medizinische Versorgung gibt,
Ureuropäer wühlen im Müll für ein wenig Fressen
und uns ist das zwei lapidare Sätze wert.
Aber wehe,
wir kriegen unser Geld nicht wieder
oder noch schlimmer,
die Fetafresser kaufen unsere Waffen nicht mehr
– dann werden wir aber ungemütlich,
dann schmeißen wir die raus.
Die können ja nach Süden übers Meer fahren,
nach Israel oder in die Türkei.
Dann werden wir über diese humanitäre Katastrophe berichten,
mit Sondersendung und allem PIPAPO.
Natürlich erst dann ,
wenn die Ouzoschlucker raus sind, aus Europa.
Erst wenn sie nicht mehr zu uns gehören
und wir uns ihrer nicht schämen müssen.
Wir haben wahrlich Grund, uns zu schämen !
Zwei Sätze im MoMa
und die humanitäre Katastrophe der Griechen ist für uns erledigt.
100 Menschen starben in Pakistan infolge einer Hitzewelle
– vier Minuten ging der Beitrag.
Ist schön weit weg
und außerdem sind das ganz andere Leute
und Schuld sind wir nicht an der Hitze da unten.
Wir haben keinerlei Mitgefühl,
außer mit unserem Geld.
Das ist weg und wartet ab,
nicht nur das für Griechenland – das wird eine humanitäre Katastrophe.
Prolog,
das Wort heißt Prolog.
Das ist der Prolog !
Könnte aus dem Griechischen kommen !
Have a nice week !
M. Eckart, ocs
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