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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 141

ocs



































































































































































































































































Weihnachtsmann

Auf dem Weg des Lebens lauern Unmengen unbilligen Übels.

So trifft man gleich nach dem Überdruss
oft rasch auf seinen Vetter – den Übermut.

Was soll werden, wenn alles erreicht, was zu erreichen ist,
was bleibt für das große Buch der Geschichte der Deutschen und der Welt,
wenn es denn nicht nur die Raute sein soll ?

Meist wird Geschichte das,
was Führer den von ihnen Geführten
neben dem Alltäglichen
als ihre Vision vom Wachsen und Werden auferlegen.

Dabei ist es regelmäßig bar jeglicher Bedeutung,
ob denn der visionäre Führer durch königliche Erbfolge,
Wahl, Revolution, Ideologie, Lüge, Redlichkeit
oder sonstige widrige Umstände zur Führung gelangte.

Ist ihnen erst einmal die Macht übertragen,
die zum Führen eines Volkes befähigt und verpflichtet,
ist Selbiges grundsätzlich dazu verdammt, auserkoren, erwählt
oder gar erfreut, meist willfährig, dem Führer zu folgen,
wohin er auch immer führen mag.

Dabei wird fast immer erst spät, gelegentlich zu spät gewahr,
dass das auch gern mal ein Abgrund sein kann.

Doch keine Angst,
davon scheinen wir jedenfalls derzeit
noch mehr als weit entfernt – vom Abgrund,
obschon sich von dort, wo wir uns just befinden,
allenthalben - quasi ringsum - Abgründe zeigen.

Das allerdings entbehrt nicht einer gewissen Zwangsläufigkeit,
wenn man auf der Spitze eines Berges sitzt,
wie wir, mit unseren Führern
und den Blick für einen Moment
nicht in die nebelumhüllte Ferne schweifen lassen,
sondern ihn senken hinunter an die Anstiege des Berges,
um unserer exponierten Position überdrüssig
und voller überlegenem Übermut
auf jene hinab zu blicken,
die sich da mühen die Spitze zu erklimmen,
die dann auch ihnen den Blick
in die allerdings derzeit wenig klare Weite ermöglichen möge.

Doch wir und unsere Führer gönnen uns dieses Vergnügen.

Was sollen wir auch tun,
liegen doch die Mühen des Aufstiegs hinter uns,
schlimmer noch – viele von uns kennen diese gar nicht,
weil sie schon immer hier oben waren,
meist mittels Geburt.

Da bleibt nicht viel nach,
das weiß jeder,
der schon mal die Spitze eines Berges erklommen hat
– außer – und das gehört normalerweise dazu –
es folgt der unweigerliche Abstieg.

Allerdings ist der für uns nicht vorgesehen,
denn wir gehören hier her
und haben uns entsprechend eingerichtet.

Das im Übrigen ist ein fataler Irrtum,
geboren von eben jenen „Eltern“ Übermut und Überdruss,
für den wir noch bitter werden zahlen müssen !

Doch was bleibt, wenn alles erreicht scheint ?

Das geführte Volk geht dann recht gern seinem Tagwerk nach,
ist es deutsch am liebsten nach den möglichst strengen Vorgaben seiner Führer.

Das trifft auf uns zu
und da ist es naheliegend,
dass ein/e Führer/in,
welchem/r dieser Umstand
in Verbindung mit der Erkenntnis
der unweigerlich nahenden Götterdämmerung bekannt ist,
darüber sinniert,
was wohl bleibt,
wenn man dereinst abschließende Aufnahme begehrt,
in die Ruhmeshalle der Geschichte.

Die Raute ? ... Weihnachtsmann

Erste alles – sei es Kanzlerin der Deutschen,
mächtigste Frau der Welt,
Erste, Allererste, Allerobererste ?

Geschichte wiederholt sich, sagte einmal jemand,
der viel klüger ist als ich,
was nicht sonderlich schwer ist.

Der Haken nur:
Zunächst kann man es oft nicht erkennen
und besonders schwierig ist es,
die Sache zu durchdringen,
wenn sie gerade passiert.

Außer es die Reichsvereinigung !

Die konnte man kinderleicht erkennen:
Beim ersten Mal stand Kanzler Bismarck
mit weißer Uniform in Versailles
brachte dem König das geeinte Kaiserreich dar.
Beim zweiten Mal übergab Kanzler Kohl
der Treuhand die Resterampe DDR.

Es bedarf keiner übergroßen visionären Kraft,
um sich vorzustellen,
welches der beiden Ereignisse nachhaltiger und bedeutender
im Weltgedächtnis nachhallen wird,
auch wenn viele das derzeit möglicherweise noch anders sehen.

Dennoch,
bei nüchtern analytisch strahlendem Lichte besehen,
ließen sich schon bei diesen beiden Ereignissen
mindestens ein wenig Überdruss,
auf jeden Falls aber ein gut Stück Übermut finden,
schaut man etwas genauer hin,
als der Nebel der Geschichte es oft zu zulassen scheint.

Und jetzt ?

Eine große Deutsche,
protestantisch – preußisch, kinderlos, bescheiden,
den schönen Künsten zugewandt, uneitel, königsgleich
und erwählte Langzeitführerin der Deutschen
blickt zurück in die Geschichte
von dort oben, von der Spitze des Berges,
auf dem wir sitzen
und mit zunehmenden Verdruss jene abwehren,
für die kein Platz mehr ist
auf unserem Stückchen Himmelnah.

Und was entdeckt sie ? :
„Möge jeder nach seiner Fasson selig werden !“

Gesprochen wurde dieser Satz
von keinem geringeren als König Friedrich II. !

Ein großer Deutscher,
protestantisch – preußisch, kinderlos, uneitel, bescheiden
– was sein Persönliches und die frühen Jahre betraf,
den schöne Künsten zugewandt, königlich
und immerhin 46 Jahre und somit wirklich Langzeitführer seiner Untergebenen.

Wie es zu diesem Satz kam ?

Der „Alte Fritz“ oder gern auch „Friedrich der Große“
öffnete sein Land für viele Verfolgte, Bedrängte und Elende
aus aller Herren Länder.

Sie durften siedeln, sich entfalten, ihrem Glauben frönen
und nebenher Rhinluch und Oderbruch trocken legen.
Immerhin meint die Geschichte,
diese Toleranz des Königs wäre zuvorderst wirtschaftlich motiviert,
ein weiteres Gleichnis zur Uckermärkerin,
deren Heimat quasi zum preußischen Kernland zählt
und sich in nächster nördlicher Nähe
zu den von Friedrich mittels Migranten urbanisierten Feuchtgebieten befindet.

So hat er denn wohl auch die uneitle Kanzlerin ereilt,
der Ruf der Geschichte
und wie ehedem ihr Ziehvater,
dessen „Mädel“ sie sein durfte,
bis sie ihm,
auch das kein Novum in der Geschichte der politischen Ziehkinder,
das Messer in den Rücken rammte,
um über seinen gewaltigen Körper
rasch bis ganz an die Spitze zu gelangen,
griff und greift sie zu – koste es was es wolle.

Geschichte und sich ihre in Personen widerspiegelnde Größe
hat eben kein Preisschild
– nicht bei Alexanders Zug durch die Welt,
nicht bei Lincolns Krieg um die Union,
nicht bei Napoleons Versuch Europa unter der Trikolore zu einen,
nicht bei den dreißig Jahren Krieg, die es brauchte,
um Luthers Ideen zum Durchbruch zu verhelfen,
nicht bei Elisabeths Ringen ums das Empire,
nicht bei Friedrichs Bauwerk Preußen,
nicht bei Bismarcks Bauwerk Kaiserreich,
nicht bei Kohls Wiedervereinigung
und ganz sicher nicht bei der Renaissance
der friderizianischen Ideen durch Merkel.

Gelingt ihr, was sie erstrebt,
wird das Ausmaß und die globale Weite ihres Strebens,
dem des „Alten Fritz“ mindestens auf Augenhöhe begegnen,
denn ihm standen seinerzeit
noch keine Flüchtlinge aus Arabien und Afrika zur Verfügung.

Sie tut was sie tut
nicht weil sie es muss,
sondern weil sie es kann.

Die Folgen sollen sie nicht bekümmern
- sie werden sie wenig betreffen,
entweder wegen ihres Status,
auch nach der Macht oder wegen der Zeit.

Uns schon
– wie bei allen Versuchen der Führer
ihren Platz in der Halle der Unsterblichkeit zu erobern.
Wir werden zahlen.

Wenn aber die Geschichte so klug ist,
wie ich manchmal hoffe,
bleiben vielleicht doch eher die Raute
und das inflationär verwandte „alternativlos“.

Eine sinnlose Handhaltung
und ein Wort, welches eine Lüge ist.
Grundsätzlich !

Los jetzt – have a nice Christmas and a happy new year !

M. Eckart, ocs

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