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Weihnachten steht vor der Tür, auch dieses Jahr wieder.
Nur die wenigsten erinnern sich, worum es mal ging,
als die Heiligen Drei Könige durchs Land latschten,
um einen kleinen Jungen zu besuchen,
der sich auf recht obskure Weise
Maria und Joseph zu seinen Eltern auserkoren hatte.
Offenbar erinnern wir uns heute nur noch an die noble Geste der Könige,
dem Knaben Geschenke darzureichen.
Allerdings war diese Geste wohl gar nicht so nobel,
denn die drei Herren wussten um die Bedeutung des ersten überregional bekannten Krippenkindes
und dachten sich vielleicht, es wäre gar nicht so übel
den Knaben mit den top – gifts jener Zeit zu beglücken,
auf dass er sich dereinst wohlwollend der edlen Schenker erinnert.
Die neuzeitliche Geschenkeorgie zu Weihnachten
folgt nicht immer dieser Ursprungsintention,
bei einigen Gaben hat man das Gefühl,
dass man entweder besser gar nicht um sie wüsste oder sie schnell wieder vergisst.
Nehmen wir beispielweise den Hepatitis A Erreger,
der uns gemeinsam mit einer chinesischen Erdbeere von einen nicht unbekanntem Süßstoffhersteller,
verpackt in einem Fruchtriegel, geschenkt wurde.
Oder die geschenkte Extraportion Öl im Weihnachtkalender,
die ganz ungeniert in die Schokolade einsickert – das flutscht doch gleich viel besser.
Schön auch das Geschenk der deutschen Arbeitnehmer an ihre Bosse.
Selbige haben sich bei ihrem Gehalt endlich an die europäische Spitze vorgearbeitet,
direkt hinter den britischen Bossen.
Irgendwo muss das Geld,
das sich hierzulande durch „zukunftssichernden Lohnverzicht“ angesammelt hat, ja hin.
Die Türkei bekommt Raketen nebst Personal.
Zugegeben, nicht geschenkt, aber immerhin.
Mit diesem „Geschenk“ war zu rechnen, es heißt Bündnisfall.
Wenn ein NATO-Mitglied unter Fremdbeschuss liegt,
auch wenn nur „aus Versehen“, gilt dieser.
Sollte Schweden mal seine Neutralität aufgeben
und mit seiner Flotte unsere Küste bedrohen,
ist die Türkei an unserer Seite,
Bündnis ist Bündnis.
Junge Beamte bekommen mehr Urlaub geschenkt.
Nun so viel, wie ihre altgedienten Kollegen und zwar von Anfang an.
Gleiches Recht für alle Beamten, egal welche Berufserfahrung,
Leistungsfähigkeit oder Verdienste sie haben.
Und wer schenkt ?
Wir !
Die Bahn schenkt einen neuen Winterfahrplan
und die obligate Preiserhöhung gleich dazu.
Nichts zu verschenken hat der deutsche Einzelhandel,
die Preise für Lebensmittel stiegen im November um ca. 11 Prozent.
Die CDU beschenkte Angela Merkel
mit 97 Prozent ihrer Delegiertenstimmen zur Kandidatenwahl.
Das Geschenk der SPD an Peer Steinbrück fiel da bescheidener aus,
erbärmliche 93 Prozent !
Was war da denn los ?
Überhaupt verstehe ich diese Prozente nicht.
Wenn es bei einer Wahl
(schon das Wort ist absurd, da Wahl unterstellt es würde Alternativen geben)
nur einen Kandidaten gibt, auf den sich alle vorher geeinigt haben,
dann kann er doch auch 100 Prozent kriegen.
Ach ich vergaß,
es handelt sich ja um die Demokratie,
die hier gleich mitbeschenkt wurde.
Am besten gefiel mir in diesem Zusammenhang ein Geschenk,
welches mir her Oppermann (SPD)
im Rahmen seines Auftrittes bei Maybritt Illner letzte Woche machte:
Dort ließ er, nachdem das „Wahlergebnis“ von Frau Merkel thematisiert worden war,
im Brustton der Überzeugung verlauten, dass es ja wohl selbstverständlich wäre,
dass der gute Peer auch mit mindestens 90 Prozent plus „X“,
wenn nicht sogar mit ebenso viel Prozent wie die Kanzlerin gewählt werden würde.
Bravo, Herr Oppermann !
Nicht nur das ihr Spitzendemokraten euch nicht entblödet,
eine Wahl, bei der es zum zu Wählenden keine Wahl gibt,
als Wahl zu bezeichnen,
nein ihr kennt auch noch das Ergebnis,
bevor auch nur eine Stimme abgeben wurde.
Das kenne ich irgendwo her !
Wenn ich mich recht entsinne,
gab es mal ein Land,
das unter anderem an derlei demokratischen Ausformungen zugrunde ging.
Was höhnten seinerzeit die wahren Demokraten
über die Kandidatenkür und Wahlergebnisse im sozialistischen Einheitsbrei.
Geschenkt !
War sonst noch was ?
Nö !
Über Regionalgeschenke und ihre Folgen wurde erschöpfend schwadroniert,
weiteres dazu schenke ich mir.
Euch schenke ich jetzt eine Kolumnenpause bis ins neue Jahr – und bitte !
Have a nice week !
M. Eckart ocs
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