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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 30

ocs

22.000.000.000

Nein, liebe Leute, das ist nicht die Weltbevölkerungszahl von 2029
und auch nicht die Anzahl von Dreckskeimen in einer Portion Masthuhnscheiße
und schon gar nicht ist es der Lottojackpott von nächster Woche.

Nein,
diese Zahl – sprich: zweiundzwanzig Milliarden - ist der Gewinn,
den VW im Jahr 2012 als Gesamtkonzern verbuchen konnte.
Es handelt sich dabei nicht um Drachmen, die es nicht mehr gibt
und auch nicht um D-Mark, die ich gerne (wieder) hätte, sondern um EURO.

22.000.000.000 Euro, diese Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Sie schmeckt nach Erfolg, Größe, Bedeutung, Weltführerschaft, einfach nur obergeil.
Das ist der größte Gewinn, den je ein deutsches Unternehmen erzielt hat.
22 Milliarden Euro, das ist mehr Geld,
als einige Länder auf unserer Erde als Staatshaushalt verbuchen können.
Mit 22 Milliarden Euro kann sich VW sein eigenes Zypern leisten,
mindestens aber dieses Kleinod weltweiter Geldwäsche
mehr als einmal vor dem Bankrott retten.

Was werden die Korken knallen, bei den Aktionären von VW,
denn an die geht ein beträchtlicher Teil des Geldes.
Niedersachsen kann sich noch ein Loch in den Arsch freuen,
dass sein derzeit wohl unbeliebtester Sohn, Krischi Wolf – Ex-Ministerpräsi
und auch sonst hier und da Ex,
standhaft blieb und das VW-Gesetz nicht auf der Schlachtbank des Europa-Größenwahns opferte.

Was für ein Fest der deutschen Stärke, Ausdruck des Wohlstandes und - Menetekel der Obszönität.
Obszön und monströs, genau das ist es, wenn der „Wohlstand“ in Deutschland so definiert wird.

Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Zeit, bevor der Euro über uns kam
und zum Schicksalsgötzen für unsere Zukunft hochgeschrieben wurde?

Ich schon !

Seinerzeit war die Bundesbank,
ja, ja, die gute alte Bundesbank,
Sie wissen doch, harte Mark, solide Geldpolitik, weltweites Ansehen und Zeugs,
das gewinnbringendste Unternehmen in Deutschland.
Da kamen schon mal bis zu 8 Milliarden D-Mark rein,
Theo Waigel, seinerzeit Kassenwart unserer neuen Wohngemeinschaft,
kriegte jedes Mal ein feuchtes Höschen,
wenn der gute alte Onkel Tiedtmeier den Scheck überreichte.
Und das Beste daran, der Laden (Bundesbank) gehörte uns.
Der größte Gewinn in Deutschland wurde also von einem Staatsunternehmen gemacht
und sein Gewinn gehörte uns allen.

Seinerzeit machten Unternehmen wie Daimler,
wenn nicht gerade jemand wie Schrempp darin rum pfuschte,
bis zu 2 Milliarden D-Mark Gewinn.
Würde Zetsche, als heutiger Boss bei Benz
eine läppische Milliarde Euro als Gewinn vorlegen,
würde man ihn sofort feuern und nicht erst in drei Jahren,
wie es jetzt in seinem neuen Vertrag steht.
Ist halt kein Winterkorn, der Looser.

Phillip Rößler, der Südostasienbeauftragte der freidemokratischen Volkstanzgruppe
und im Nebenberuf Migrationshintergründler,
Vizekanzler und Wirtschaftsminister der Provinz Teutonia
hat, wohl noch unter dem Eindruck der Aftergewinnparty bei VW behauptet,
in Deutschland sei der allgemeine Wohlstand gestiegen,
schließlich hätten jetzt alle mehr
und so könne man ja wohl im aktuellen Armutsbericht,
der auf eine anonyme Anregung aus dem deutschen Volkskörper
in „Wohlstandsbericht“ umbenannt werden soll,
nicht immer so negativen Scheiß über Armut schreiben.

Richtig, Herr Phillip !

In dem Bericht war ja auch die Rede davon, dass der Reichtum ungleich verteilt ist
und dieser ist nun mal der sichtbare Ausdruck des Wohlstandes.
Wir haben also mehr Reichtum und folgend Wohlstand.
Das kann man auch beim sadistischen Bundesamt nachlesen.

Aber auf der anderen Seite ist natürlich auch die Armut angewachsen,
sie kennen ja diese Lästigkeit eines auf Gewinn ausgelegten Systems:
– wo einer gewinnt, muss einer verlieren -
wo jemand Zinsertrag hat, muss jemand anderes Zinsen zahlen.
Obacht - immer schön aufpassen, dass man bei den Kriegern, nicht bei den Zahlern dabei ist,
außer man finanziert den neuen VW, dann geht Kreditfinanzierung in Ordnung (siehe VW-Gewinn).

So haben also alle mehr, nur jeder auf seine Weise.
Die Reichen mehr Reichtum,
die Armen mehr Armut,
Herr Rößler mehr schöne Tage – mehr win – win geht nicht.

Was ich mich dabei aber schon ein ganz klein wenig besorgt frage:
Wie kann man eigentlich ungestraft einen solchen Scheiß behaupten:
Allen geht es besser, wir haben fast Vollbeschäftigung,
wir sind ein Vorbild für die Welt (Vielleicht sollte mal wieder jemand genesen, an unserem Wesen) ?

Am Arsch, ihr Vollpfosten von der Jubelfraktion !

Blöde Nörgelfritzen, die einen Taschenrechner bedienen können, haben herausgefunden,
dass die Löhne in Deutschland zwar minimal gestiegen sind
aber real gesunken.

Jeder Lohnempfänger in Germanien weiß das.

Doch das ist nicht so schlimm !

Solange wir Unternehmen wie VW, Shell (bis zu 8 Milliarden Euro Quartalsgewinn)
und andere haben und dazu noch ein Genie als Wohlstandverkünder, alles schick.

Acht Millionen Leistungsempfänger, geringer Einkommen der Arbeiter,
abartig explodierende Konzerngewinne, die sich bei immer Weniger sammeln
und ein Rechengenie in Muttis großer Gruppe,
was für ein Wohlstand, den wir uns da leisten.

Und das Beste ist:
Wir können den ganzen Scheiß locker bezahlen, jedenfalls im Moment,
denn wir leben im jetzt und hier
und nicht im Übermorgenland, wenn die Rechnung kommt.

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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