Startseite

zurück zur Übersicht

Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 35

ocs

Als Kind hörte ich zu Ostern immer einen ziemlich coolen Spruch:
„Wenn die Nonnen jubeln in den Klostern, denn is Ostern.“

Ich habe keine Ahnung, ob die Nonnen derzeit jubeln,
dennoch heut ist Ostermontag und nein, es nicht das Fest,
an dem unsere Nachkommenschaft den zweitlängsten Wunschzettel
nach Weihnachten erfüllt bekommen soll.

Ostern ist, wie Weihnachten auch, ein christliches Fest.

Ist man Heide wie ich, partizipiert man ganz simpel von der Tatsache,
dass man mit im christlich – abendländischen Kulturkreis lebt
und so per Gesetz von den Feiertagsregelungen betroffen ist,
die die Kirche, als Repräsentant des Christentums,
gesellschaftlich durchgesetzt hat.

So weit, so österlich.

Nebenbei erwähnt sei auch noch,
dass Ostern, rein christlich gesehen, nicht wirklich Anlass zum Jubeln gibt.
Immerhin wurde dereinst der Messias der Christen und Sohn Gottes
an ein Kreuz genagelt.

Da ist Weihnachten schon erheblich erbaulicher.
Dort wurde das Christkind gefunden, in eine Familie integriert
und erhielt obendrein noch einen Haufen cooler Geschenke.

Der nächste positive Tag für uns, den wir Jesus verdanken,
ist dann wieder „Herrentag“ oder fachlich korrekt: „Christi Himmelfahrt“.

Kommt daher, dass Jesus erst an diesem Tag aus dem irdischen Leben schied
und seinen Platz zur rechten seines Vaters einnahm, der da Gott ist.
An diesem Tag schenken sich die Herren dann selbst was,
meist ist es ein veritabler Rausch.
Auch hier in völliger Verkennung des Ursprungsgedanken.

Warum kolumniere ich nun zu diesem Thema ?

Ganz einfach, weil sich was tut, bei der Kirche.

Zunächst mal haben „wir“ einen neuen Papst
und ich bekenne ganz freimütig:
Zum ersten Mal weckt ein Kirchenoberer mein Interesse.

Er scheint tatsächlich anders zu sein, irgendwie so – christlich.
Auch wenn ich mich für ziemlich abgebrüht halte,
hat mich schon sehr beeindruckt,
wie Franziskus jugendlichen Strafgefangenen die Füße wusch.
Hielt ich seine Namenswahl noch für einen geschickten PR-Gag,
immerhin standen das Leben und Wirken des heiligen Franziskus
und des aus seinem Wirken hervorgegangenen Orden ziemlich deutlich im Widerspruch zu dem,
was heute kirchlich sichtbar ist,
so scheint es derzeit doch so,
als würde hier ein wahrer Christ das Pontifikat ausüben.

Was ich besonders bemerkenswert finde ist,
mit welcher Vehemenz die Kurie sofort auf den neuen Kurs einschwenkt.
Kaum zeigt sich der oberste Hirte bescheiden und christlich,
blöken seine Schafe ihm nach.

Kardinal Meißner, ein Urgestein der reichen katholischen Kirche zum Beispiel,
fordert pronto, dass die Wohlhabenden und Reichen mehr abgeben müssen,
um unser Gemeinwesen zu stützen.
Ausdrücklich nimmt er dabei Bezug auf das Beispiel Zypern,
sie wissen doch, diese kleine, völlig unbedeutende Mittelmeerinsel
(genaugenommen nur die gute Hälfte selbiger).
Dort sollen die Wohlhabenden gerade mal so richtig beitragen,
zur Rettung unserer Welt.

37,5 Prozent Zwangsteuer auf Vermögen über 100 000 Euro.

Das ist ne Menge Holz, startend bei 37.500 Öcken.
Dabei sollen bis zu 3,5 Mrd Euro zusammenkommen, im kleinen Zypern,
mit seinen gerademal 900 000 Einwohnern.

Stellen sie sich mal vor, dass würde man in der ganzen EU praktizieren.
Da könnten ruck zuck an die 800 Milliarden Euro zusammenkommen.
Wie viele Banken könnte man damit retten,
wie viele „systemrelevante“ Zockerbanden vor dem Ruin bewahren
und vor allem:
Wie lange könnte man damit dieses gottlose,
nur auf Gier und Geld beruhende System noch am Leben erhalten.

Es scheint,
als würde der neue Papst mit seinen einfachen Botschaften die Fähigkeit besitzen,
den Menschen zu zeigen, dass Geld der falsche Gott ist, den sie anbeten
und dass die Tempel die diesem falschen Gott errichtet würden,
nichts sind als weithin sichtbare Mahnmale eines zerstörerischen Gierglaubens.

Schon immer neigten wir Menschen dazu,
uns dekadente, weithin sichtbare Monumente unseres Größenwahns zu errichten,
seien es die Pyramiden am Nil oder in Süd- und Mittelamerika,
seien es die Skulpturen auf den Osterinseln,
die Gotteshäuser der monistischen Religionen
oder die Tempel des Geldes in den „downtowns“ dieser Welt.

Doch mir scheint es so, als wären diese Monumente des Größenwahn
ein Menetekel des darauf folgenden.

Alle Reiche und Zivilisationen die uns derlei hinterließen,
gingen unter, ausnahmslos.

Und immer war es die Endphase des jeweiligen „ewigen“ Reiches,
die derlei Monstrosität hervorbrachte.

Doch der Mensch ist der Herr seines Lebens
und er kann es ändern, gemeinsam mit anderen !

Der neue Papst gibt Hoffnung, nicht weil er anders redet,
sondern offenbar anders ist.

Wo Menschen wieder beginnen auch Wasser zu trinken,
wenn sie es predigen, geben sie Hoffnung.

Ostern ist das Fest der Hoffnung !

Hoffnung auf ein gutes Jahr, nach einem langen Winter.
Hoffnung auf Licht, nach der langen Finsternis.
Hoffnung auf Freude und Zukunft !

Nur wer hofft wird auch ein Motiv haben, etwas für diese Hoffnung zu tun.

So haben wir die Hoffnung also nötig die uns Ostern verheißt
und das sicher nicht nur,
weil der Winter uns heuer alles abverlangt,
wirklich alles.

So sollten nicht nur die Nonnen jubeln !

Have a nice week !

M. Eckart ocs

Kontakt

Impressum: ©imutta