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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 40

ocs

Deutschland gilt als Exportland für Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit,
und ist feste Bastion von Ehrlichkeit und Korrektheit.

Naja, nicht mehr so ganz,
in den Korruptionslisten der UNO arbeiten wir uns langsam aber stetig nach oben
und auch bei der Einflussnahme von Interessengruppen auf Politik und Gesetzgebung (Lobbyismus)
schaffen wir Jahr für Jahr mehr.
Mehr ist aber nicht immer besser.

Dennoch, wenn es gilt, in irgendeinem von Korruption und Gesetzlosigkeit versifften Land der Welt
helfend zur Seite zu stehen, sind wir zur Stelle.

Unsere Wahlbeobachter zum Beispiel
sind fast überall dort mit ihren wachen und untrüglich Argusaugen an der Wahlurne,
wo es nur den Anschein hat,
hier könnte eine Wahl nicht den Anforderungen des Gesetzes genügen.

So kann man denn auch leicht erschütternde Berichte
aus der harten und entbehrungsreichen Arbeit dieser Entwicklungshelfer
in Sachen freie, gleiche und geheime Wahlen
in irgendeiner Bananenrepublik am Arsch der Welt finden, wie diesen:

dfa, Ouagadougua, Demokratische Nebenrepublik Untervulta

Am Sonntag, den 28.04.2013 fanden in dem mittelafrikanischen Staat Untervulta
die nun schon vierten Kommunalwahlen mit UN–Beobachtung statt.
Die unter der Leitung des früheren norddeutschen Bürgermeisters Klaus Klug agierende,
erstmalig rein deutsche Beobachtergruppe,
kam zu einer ungewöhnlich dezidierten und gleichzeitig kritischen Einschätzung des Wahlverlaufes
in der ausgewählten Unterpräfektur Oberswabimbi,
vergleichbar mit einer mittelgroßen, ländlichen Gemeinde bei uns.

„Die Wahl wurde insgesamt nach modernen Standards durchgeführt.
Es gab erstmalig die Möglichkeit einer Briefwahl.
Das ist bei der schwach entwickelten Infrastruktur eine große Herausforderung,
der sich die Präfektur allerdings mit großem Enthusiasmus stellte.“
,
so Wilfried Holuscheck, früherer Berater vieler deutscher Kommunalpolitker
und selbst einstmals berühmter Bürgermeister, wie er nicht ungern erwähnt,
der als Sprecher der Gruppe fungiert.
„Allerdings“, so Holuschek weiter, „gibt es noch erhebliche Mängel !
Hier einige von uns festgestellte, sagen wir Ungereimtheiten,
die wir den Behörden mit allem Nachdruck vortragen würden, wenn man uns denn ließe:


1.
Die ausgereichten Briefwahlunterlagen waren auf dem Briefwahlumschlag laufend
und für jeden erkennbar durchnummeriert. Da diese Nummer mit der des dazu gehörenden,
von den Behörden ausgegebenen Wahlscheines übereinstimmt,
konnten die ungeöffneten Wahlbriefe ohne Schwierigkeit einem konkreten Wähler zugeordnet werden.
Bei den briefwahlüblichen Rücksendeverfahren hätte so die Möglichkeit bestanden,
Wahlbriefe „auszusondern“.
Ein solcher Vorgang wäre bei der Zusammenführung der Wahlbriefe mit den Stimmzetteln
aus den Wahllokalen nicht mehr feststellbar gewesen.

2.
Die Briefwahlurne wurde außerhalb des Wahllokals und VOR der eigentlichen Stimmauszählung geöffnet
und die Wahlbriefe wurden VOR der öffentlichen Auszählung den Stimmzetteln beigefügt.
Dadurch war nicht eindeutig sichergestellt,
dass auch alle Wahlbriefe in die Auszählung im Wahllokal gelangten,
ein in Deutschland unvorstellbarer Vorgang.

3.
Nach Schließung des von den Beobachtern ausgewählten Wahllokals um Punkt 18.00 Uhr Untervultazeit,
wurden alle Bürger und Beobachter des Raumes verwiesen.
Erst nach ca. 4 Minuten wurde die Öffentlichkeit wieder hergestellt,
da lagen allerdings schon alle Stimmzettel aus der Urne auf dem Zähltisch.

„Diese, vor allem für uns korrekte Deutschen,
nicht nachvollziehbare und höchst fragwürdige Vorgehensweise,
trüben die ansonsten ohne größeres Blutvergießen abgelaufen Wahlen doch ganz erheblich!“

resümiert Klaus Klug.

Später, nach seiner Rückkehr in die norddeutsche Tiefebene
lässt er sich nach vier Gin Tonic in seiner Stammkneipe „Zur redlichen Wurst“
mit den Worten zitieren:
„Die werden nie saubere Wahlen haben in diesen Drittweltländern.
Demokratie halten die für ne Art Krankheit.
Scheiß drauf !
Gib mir noch einen, Jerry !
Tonic enthält Chinin und das ist gut bei Malaria,
die hab ich mir von da unten mitgebracht.“


Na dann Prost !

Die gute Nachricht,
so etwas ist bei uns nicht vorstellbar.

Wir haben einfach das Glück des Redlichen, in einem Land zu leben,
in dem alle Wahlen über jeden Zweifel erhaben sind.

Dennoch:
Es passieren bisweilen seltsame Dinge, auch im Mecklenburger Land.

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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