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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 51

ocs

Da iss er wieder !

Nach erfolgreichem Hilfseinsatz in den Überschwemmungsgebieten der Donau
mittels Urlaubsaufenthalt kehre ich zurück auf die große Bühne der Internetshow:
Ich bin online – nehmt mich wahr !

Und wenn es nur die Bande von Datensammlern ist – Hauptsache mittendrin,
statt nur dabei !

„Holland in Not !“,
hieß es dereinst im Oranje-Königreich,
auch wenn sich die Nordsee mal wieder anschickte,
die flandrische Badewanne zu fluten.
Allerdings konnten sich unsere tapferen Nachbarn
bisher immer erfolgreich der übermächtigen Bedrohung der Naturgewalten erwehren
und ihr mühsam dem Meer abgerungenes Land vor der feuchten Invasion schützen.

Neuerdings ist Holland wieder in Not !
Ob es den tapferen Tulpenzüchtern aber auch hier gelingen wird,
sich der Invasion zu erwehren, ist zweifelhaft.

Was bedroht nun dieses erfolgreiche Volk von Händlern,
dass bisher aus eigener Sicht:
… davon lebt, Dinge preiswert einzukaufen, um sie dann uns Deutschen
mit einem erklecklichen Gewinn weiter zu verkaufen?
Den Rest des Wohlstandes erwirtschaftet man dortselbst nach dem anderen Motto:
„Ackern für Deutschland !“,
und zwar alles – von der Tomate bis zum Turboschwein.

Die aktuelle Not, in die Holland gerät ist unsichtbar
und kommt aus Deutschland mit Namen STROM.

Unsere fleißigen Nachbarn von Arnheim bis Utrecht
importieren mittlerweile 50 Prozent ihres Stromes von uns.

Das ist zunächst mal nichts Schlechtes.
Die lieben Grachtenskipper kaufen ja auch unsere Autos
und andere Wunderwerke der teutonischen Ingenieurskunst.

Doch beim Strom liegt die Sache etwas anders - der ist bei uns so billig,
dass wir Deutschen zum größten Stromexporteur Europas aufgestiegen sind
– und wir alle glauben nun zu wissen warum.

Logo !

Wir haben ja dieses Drecks-EEG-Gesetz, das jeder Saftnase,
die diesen scheiß Ökostrom erzeugt,
sei es mit Windmühlen, die die Landschaft verschandeln,
sei es mit Güllekraftwerken, die unser schönes Land zu einer Monomaisplantage machen
oder mit ätzenden Solarmodulen, die wohl bald jedes Dach verschandeln,
eine fürstliche Einspeisevergütung bis anno dutt garantiert,
Sauerei !

Mit diesem billigem, weil hoch subventioniertem Strom,
überschwemmen wir nun den Markt in ganz Europa,
könnte man denken.

Doch auch hier gilt:
„Wer lesen kann, ist klar im Vorteil !“

Ich tat das mal wieder und habe dabei folgendes erfahren:
Es ist eben nicht der subventionierte Ökostrom, der so billig ist,
dass in Holland die ersten Gaskraftwerke geschlossen werden,
da sie nicht mit dem deutschen Dumpingstrom konkurrieren können,
es ist, sagen wir – komplexer.

Ja, komplex ist ein schönes Wort,
mindert das Denken,
weil das zugrunde liegende Problem, wenn komplex, meist auch kompliziert ist
und kompliziert mögen wir nicht.

Dennoch, einen Versuch ist es wert !

Beleuchten wir doch einmal dieses komplexe Problem.

Erinnert sich noch jemand an den wundervollen Begriff
VERSCHMUTZUNGSZERTIFIKAT?

Nö ?
Das ist aber schade !

Mit Verschmutzungszertifikaten kann man die Umwelt verschmutzen.
Natürlich nicht mit den Zertifikaten selbst,
sondern mit seiner Umweltverschmutzung, die man sich so über die Jahre angeschafft hat,
wenn man in einem erfolgreichen Land lebt, wie zum Beispiel wir.

Nun wollten die unglaublich klugen Politiker der unglaublich geschundenen Erde etwas Gutes tun
und die Umweltverschmutzung sagen wir – regeln.
Dazu wurde festgelegt, wie viel Schmutz jedes Land der Welt so im Schnitt pro Jahr macht,
der eine mehr, der andere weniger und so wurden Zertifikate an die Länder ausgegeben,
damit sie in aller Ruhe rumschmutzen können.

Damit die Sache aber ein wenig spannender wird
oder damit irgendwelche Drecksgeschäftemacher dran verdienen können,
hat man den Handel mit diesen Zertifikaten erlaubt.

Nun können also Staaten, die nicht mal genug Dreck haben,
um die Umwelt damit zu zerstören ihre Zertifikate an Staaten verkaufen,
die so viel Dreck machen, dass sie schon im August ihre Jahresration an Zertifikaten
durch den Industrieschornstein geraucht haben.

Wir sind so ein Land.

Wir kaufen von armen Ländern Zertifikate,
um sie unserer Industrie zu geben, damit der Schornstein raucht.

Im Moment sind diese Zertifikate derart billig,
dass sich viele deutsche Unternehmen, die viel Dreck machen,
eine riesige Menge der Zertifikate gekauft haben,
auf Vorrat so zu sagen.

Dazu gehören auch die deutschen Kohlekraftwerksbetreiber – echte Dreckschleudern.

Mit diesen Zertifikaten im Rücken
können die deutschen Kohlekraftwerke rund um die Uhr billigsten Kohlestrom erzeugen.
Der drückt europaweit die Preise,
natürlich nicht für den deutschen Verbraucher,
der zahlt ja gern teuren Strom,
so wie er auch gern am meisten Geld für Autos zahlt,
obschon im eigenen Land hergestellt.

So werden also in Holland umweltfreundlichere Gaskraftwerke
von deutschen Braunkohlekraftwerken kaputtkonkurriert,
weil Mosambik nicht mal in der Lage ist, genug eigene Umweltverschmutzung herzustellen.

Die haben da einfach nichts drauf, da unten
und die armen Holländer müssen drunter leiden !

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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