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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 53

ocs

Hoher Norden – Arktis !

An der Kante des Eises stehen die Mitglieder einer Inuitfamilie
und schauen auf das Wasser.
Weit in der Ferne ist eine winzig klein Eisscholle zu sehen,
auf ihr ein noch winzigerer schwarzer Punkt.
Es ist der alte Walrossjäger, der dem uralten Brauch nach nun,
da er alt und krank ist und zur Jagd nicht mehr taugt,
auf einer Eisscholle seinem Schicksal übergeben wird.

Nicht lange danach wird sich für diese Sippe der Eskimos herausstellen,
dass vieles vom Wissen und der Erfahrung des Alten
mit ihm auf der Scholle im Eis des Nordens verschwunden ist,
es kehrt nie zurück.

Die Jagden werden erfolgloser,
die Not und der Hunger finden ihren Weg in die Iglus.
Der Alte hätte noch ein paar geheime Plätze für die Jagd gekannt.

Herr Grube ist Bahnchef
und hängt schon seit ein paar Stunden am Telefon,
wie gestern auch.

Da hat er mit Stellwerksmitarbeitern gesprochen,
die im Urlaub sind aber sonst in Mainz arbeiten.
Er konnte kaum jemanden erreichen,
ganze zwei sprachen mit ihm,
einer von einem Kreuzfahrtschiff mit Ziel Kingston, Jamaika
und einen erwischte er am Strand in Thailand.

Heute also die Pensionäre des Mainzer Stellwerkes,
Grube holt tief Luft und wählt die erste Nummer !

Wenigsten wurden die Alten nicht auf einer Eisscholle ausgesetzt,
viel Glück Herr Grube !

Keine Ahnung ob er jemanden erreicht,
keine Ahnung ob er sein Problem am Mainzer Stellwerk schnell in den Griff bekommt.
Es heißt, das kann noch bis Ende des Jahres dauern.

Bis dahin:
Nachtristesse am Bahnhof der Landeshauptstadt.

Dann eben mit dem Auto – schön für die Ölmultis.

25 Grad, eine angenehm frische Brise von See,
gleißender Sonnenschein - die Frisur sitzt !
Gäste und Offizielle, Lokalgrößen und Wichtigtuer stehen am Strand der Nordsee
und prosten sich mit Sekt zu, als das rote Band durchschnitten wird.

Es ist vollbracht, der größte deutsche Offshore-Windpark ist eröffnet.

Ganz so, wie es schon oft geschehen ist
in Dänemark und Großbritannien zum Beispiel.

Wobei, einen kleinen Unterschied gibt es denn doch.
Bei den anderen wurde nach der Einweihung unverzüglich Strom erzeugt,
bei unserem Windpark wird er verzüglich beim Abnehmer ankommen.

Wie verzüglich, das weiß noch keiner so genau.
Vermutlich irgendwann im nächsten Jahr oder so.

Bis dahin,
Erhaltungsbetrieb mit Dieselgeneratoren,
schön für die Ölmultis.

Das Holz ist längst weggeräumt,
es herrscht wieder schwäbische Ordnung im Stuttgarter Schlosspark,
der bis an den alten Hauptbahnhof reichte.
Wenn man es nicht wüsste, würde man die mächtigen Bäume nicht vermissen,
die oberirdisch für was Unterirdisches weichen mussten.
Wie seit Jahren ist dieses bahneigene Kleinod
verunglückter innerstädtischer Architektur
umfasst von einem hohen Bauzaun.
Dieser ist, wie auch seit Jahren,
frisch geschmückt mit Transparenten und Losungen der Gegner des Projektes.

Sonst tut sich eher wenig, es wird wohl noch ein paar Jahre dauern
und teurer wird es auch, ein paar Milliarden, also alles wie immer.

Bis dahin:
Mehr Auto - weniger Bahn, schön für die Ölmultis.

Ein kleiner, älterer Herr nimmt neben Klaus Wowereit Platz.
Er ist an die siebzig und einige meinen,
er gehöre eigentlich auf eine Eisscholle.
Er meint das nicht, denn sein Name ist Mehdorn,
nunmehr Chef des wohl derzeit größten deutschen Projektdebakels
– Hauptstadtflughafen Flughafen „Willy Brandt“.

Inzwischen kommt einem selbst der Name wie ein Menetekel vor.

Zwei absolute Spezialdemokraten wie Platzeck und Wowereit
versauen an exponierter Position das Großprojekt Hauptstadtflughafen,
welches den Namen eines Exchefes ihrer Partei trägt
und selbige ist wohl auf dem unaufhaltsamen Weg zu einem politischen Nischenprodukt,
besser geht’s nicht.

Doch zurück zu kleinen Gernegroß Mehdorn.

Der macht nun aus der Landebahn im Brandenburger Sand,
das was er ist:
Er macht sie klein !

Es soll eine „light“-Variante geben.
Erst mal ein bisschen Flugplatz,
dann ein bisschen mehr
und noch mehr
und so weiter und so weiter.

Eines Tages, in einer fernen Zeit, die noch keiner kennt
und nach weiteren Kosten, die noch keiner beziffern kann,
könnte es dann sein, dass es dort, im Brandenburger Sand
mal einen echten Flugplatz gibt.

Der wird dann zwar zu klein sein,
was man jetzt schon weiß
und auch viel zu teuer,
was man schon lange weiß,
aber das macht nichts,
denn nur Fliegen ist schöner.

Bis dahin werden wir halt mehr Auto fahren,
jeder für sich,
die Ölmultis wird’s freuen.

Wer weiß wo der kleine Herr Mehdorn dann ist.
Er kommt ja viel rum, so als Rentner.
Fast wie der alte Inuit auf der Scholle.

War es nicht auch dieser kleine Mehdorn, der die Bahn führte,
als sie unbedingt börsenfein gemacht werden sollte.
War es nicht unter seiner Ära,
als so dermaßen gnadenlos Personal abgebaut wurde,
dass uns heute der Staatsladen Bundesbahn krachend um die Ohren fliegt.
Hat er nicht auch so überaus erfolgreich die Air Berlin
ein gut Stück auf ihrem Sinkflug begleitet.

Wie auch immer, der Mann ist immer da,
wo einer gebraucht wird, der die Drecksarbeit macht.
Da hat er sich ja richtig was verdient,
wenn er dann dereinst wirklich in den Ruhestand geht.

Vielleicht treffen wir in dann in Hamburg, in der Elbphilharmonie.
Bestimmt !

Doch wird er kaum einer Arie lauschen,
sondern vermutlich
gerade neben dem dann aktuellen Bürgermeister der Hansestadt Platz nehmen,
um Presse und Öffentlichkeit als Retter des Prestigeprojektes Opernhaus in Hamburg
präsentiert zu werden.

Doch bis dahin werden wohl noch eine paar Milliarden und Jahre ins Land gehen.

Den Ölmultis wird das scheißegal sein !
Deutschland ist ein wundervolles Land
aber mit Sicherheit nicht aufstrebend und erfolgshungrig.

Wer übersatt ist,
will sich nicht an Töpfen einsauen !

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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