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Neulich in Fienstorf am Gartenzaun treffen sich zwei Traktoren.
Sagt der eine:
„Platz da, das ist meine Straße !“
Antwortet der andere:
„Das wollen wir doch mal sehen !“
Vor zurück und hin und her, hoch und runter,
noch mal zurück, dann war’s vollbracht:
„Passage geglückt !“
Einige offenbar technisch interessierte Anwohner beobachteten die Show,
aus sicherer Entfernung oder aus der Tiefe des anliegenden Grundstückes.
Fotos wurden gemacht,
fast wie bei Eisenbahnnostalgiekern – zwei Monster der Landstraße
gleichzeitig am Tunnel Fienstorf – wann hat man das schon mal ?
Wahrscheinlich jetzt öfter,
bei den Fahrkünsten der Piloten wohl noch öfter.
Da ist jetzt Schluss mit lustig in Fienstorf, kurz vor dem Bolzplatz.
Ich erinnere mich an Zeiten,
zu denen wir im Bauausschuss ernsthaft darüber nachdachten,
dort ein Stück Gehweg zu erstellen,
auf dass die Kinder und andere Nutzer sicheren Fußes zum Platz kommen,
zum Glück haben wir das nicht getan.
Nicht nur, dass uns unsere lieben und teuren Landwirte
selbigen längst kurz und klein gefahren hätten,
nein wir hätten die Bewohner und unsere Kinder wohlmöglich noch animiert
diesen Weg zu nutzen und den Bolzplatz.
Das wäre saugefährlich, wie jetzt wissen.
Aus diesen Riesenviechern von Traktoren
sieht man offenbar nicht mal einen entgegenkommenden andere Riesentraktor.
Wie sollte man da Kinder sehen können,
die vielleicht justament,
den Fußball fest unter den Arm geklemmt
zum Bolzplatz pilgern,
um dortselbst dem schönen Spiel zu frönen,
auf dem eigens angelegten Gehweg.
Da haben wir noch mal Glück gehabt,
dass wir diesen Fehler nicht gemacht haben !
Denn nun, zumal nach dieser Begegnung der Titanen des Ackers,
wird wohl niemand mehr auf die Idee kommen,
sein Kind oder sich selbst dortselbst an der Straße zu bewegen,
es sei denn, er verfügt über einen Leopard II-Panzer.
So ist es gut, dass diese
für die lästigen Anwohner so gefährliche Situation dokumentiert wurde
und nun auch noch als Aufruf zum Widerstand verbreitet wird, (siehe hier)
denn nun kann niemand mehr sagen,
er wüsste nicht um die Bedrohung für Leib und Leben auf Steinfelder Straßen.
Diese Aktion wird für alle etwas bringen:
Die Familien mit Kindern in Fienstorf
werden selbige nicht mehr wahllos vor die Tür jagen,
auf dass sie an der frischen Luft spielen
und so Gelegenheit erhalten, sich bei Tee und Kerzenlicht
gegenseitig Geschichten vorzulesen
und mehr Zeit in der Geborgenheit ihrer teuer finanzierten Behausungen zu verbringen.
Verwandte, selbst wenn sie direkt über die Straße wohnen
werden sich nicht mehr besuchen.
So müssen sie sich auch nicht mehr
die ewig alten und langweiligen Geschichten des jeweils anderen anhören.
Die Treckerfahrer können sich ganz auf ihre Duelle konzentrieren,
ohne dieses nervige Achten auf Menschen ohne Monstertraktor
oder gar blöde Fußgänger.
Die Gemeinde braucht sich
über Erhaltung und Investitionen in diesem Bereich keinen Kopf machen.
Das Geld ist ohnehin besser aufgehoben,
wenn es in einen richtigen Sportplatz investiert wird,
natürlich fernab der Fienstorfer Todeszone,
dafür müssen auch die Steinfelder Verständnis haben.
Schließlich geht es um das berühmte „Große und Ganze“
und nicht um ein Randkaff am Arsch der Welt.
Natürlich haben auch die Landwirte etwas davon.
„Freie Fahrt für freie Bauern !“,
war schon immer ein berechtigter, wenn auch geheimer Wunsch
aus dem Kreise unsere neuen Landjunker.
Wenn diese lästigen Gören nicht mehr auf den Dorfstraßen rumkriechen,
kommt man endlich zügiger durch und braucht nicht mal mehr so zu tun,
als wollte man den langen Umweg über Wladiwostok nehmen.
Und der Handel profitiert auch.
Sind die ersten Gartenzäune niedergewalzt, muss natürlich Ersatz ran.
Vermutlich werden die Grundstückeigentümer dann aufrüsten
und nicht noch mal so’n luschigen Jägerzaun aufstellen
an der Zonengrenze zum Traktorenkriegsgebiet.
Alles Gute „Frontdorf Fienstorf“ !
Have a nice week !
M. Eckart ocs
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