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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 60

ocs

All die Jahre lag ich falsch.
Immer hielt ich Frau Angela Merkel für einen Irrtum der deutschen Politik.
Ich dachte:
„Das gibt es doch gar nicht, so eine linkische Quotentussi
und dann noch Physikerin – das wird nichts !“


Was für ein Irrtum !

Diese Frau ist die wirkliche „Eiserne Lady“.
Mit Politik hat sie nichts am Hut,
wohl wissend, dass diese heutzutage doch eher dem Diktat der Situation,
als der Gestaltungsfähigkeit der Politiker unterliegt.

Sie hat wie kaum ein Spitzenpolitiker vor ihr begriffen und verinnerlicht,
dass Politik heuer von den Managern des Geldes gemacht wird.
So hält sie sich gar nicht erst damit auf, den Burschen ins gierige Handwerk zu pfuschen.
Schließlich arbeiten dort ja mehrheitlich ihre akademischen Kollegen von der Mathematikfraktion.

Nein Frau Merkel konzentriert sich auf das Machbare – Mutter der Nation zu sein.

Verblüfft musste ich feststellen,
dass selbst ich eine gewisse Erleichterung verspürte über den Wahlsieg der Uckermärkerin.
Natürlich rührt diese Erleichterung bei mir zum Übermaß aus der Ablehnung der Alternative.
Kleineres Übel und so.

Doch da ist noch mehr.

Ich persönlich kann zum Beispiel eine gewisse staunende Anerkennung nicht verhehlen,
wie eiskalt sie Zappelphillip Rößler und seine Gummibärenbande abserviert hat.

In dem Moment, als den Gelben die Gesichter gelb wurden,
ob ihrer 4,8 Prozent fiel mir sofort ein anderes Gesicht ein,
nämlich das der Kanzlerin,
nachdem ihr der Koalitionspartner FDP die Dröhnflöte Gauck als Bundespräsi reingewürgt hatte.
Parteichef Rößler gockelte siegestrunken von Mikro zu Mikro
und die Kanzlerin schwieg mit einen Gesicht, dass klar sagte:
„Das werden wir noch ja sehen, ihr kleinen Pisser !“

Und dann hat sie gewartet und gehandelt.

Jede „Lieferung“ des Juniorpartners ließ sie von ihren Leuten zurückhalten.
Kein Wort mehr über den Wurmfortsatz der Koalition.
Ab und an eine kleine aber feine Spitze wie ihre legendäre Bemerkung zum kleinen Phillip:
„Herr Rößler ist gern Vizekanzler und das kann ich gut verstehen!“
Peng !
Das hat gesessen !

Und dann kam ihre Rache – Bundestagswahl !

Nichts da mit Zweitstimmenkampagne für die gelben Luschen.
Tag der Abrechnung !

Merkel kalkulierte kurz durch,
wer ihr in ihren bisherigen Koalitionen mehr auf den Senkel gegangen ist
und dann machte sie ihren Zug.
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, setze sie den ungeliebten Partner „matt“.

So wird der faxige Auftritt der FDP bei der Präsidentenwahl
als klassischer Pyrrhussieg in die Geschichte eingehen.

Möglich wurde Frau Merkel diese Vorgehensweise
aber in erster Linie auch wegen der Feigheit der SPD.
Diese steht nun wieder ganz „staatstragend“ bereit, das Land zu retten.
Wie vorhersehbar !

Da braucht man doch nicht mal kühl kalkulierende Machtphysikerin zu sein,
um zu erkennen, dass diese SPD mehr Schiss als Vaterlandsliebe hat,
wie immer.

Seit Jahren versuchen die Deutschen mit konstanter Boshaftigkeit
eine linke Mehrheit an die Regierung zu bringen, mit numerischem Erfolg.
Und seit Jahren ignoriert die SPD diesen Willen.

Aus purer Feigheit trollt sie sich lieber unter Muttis Schürze,
als sich mit Grünen und Linken dem rauen Wind der Verantwortung zu stellen.

Mir soll’s recht sein,
weder wähle ich,
noch gefallen mir die Geldbeschaffungsstrategien dieser drei.

Dennoch,
auf die Sozis ist Verlass, das weiß auch Merkel.

Und so ist klar wie Kloßbrühe,
dass sie ihre Wunschkoalition mit ihren Wunschakteuren bekommt.
Worüber die Kanzlerin vermutlich verblüfft sein wird,
ist ihr so gutes Ergebnis.
Fast ein bisschen zu gut.
Es macht ihre Sache eher schwerer, denn leichter.

Bei dem Ergebnis, insbesondere dem erbärmlichen der SPD
muss diese nämlich besonders laut krakeelen,
aus nackter Angst, zur FDP zu verkommen.

Verhandlungen mit einem schwachen Partner sind immer unangenehmer,
dieser ist nämlich nie jovial, nie zurückhaltend und schon gar gelassen.

Doch schlussendlich kann das Angela Merkel völlig Wumpe sein.
Nachdem sich die SPD festgelegt hat, mit ihrem scheiß:
„Bei diesen Wahlen noch nicht mit den Linken.“,
kann sie sich entspannt ihrem Wruckeneintopf widmen.

Die Sozis sitzen mal wieder in der Falle, die sich selbst gestellt haben:
Lassen sie die Koalitionsverhandlungen platzen und bleiben bei ihrem „mit euch nicht“,
lässt es die Kanzlerin auf Neuwahlen ankommen.
Dann kriegt sie ihre absolute Mehrheit.

Das will sie aber gar nicht.

Sie hat,
so jedenfalls meine These,
die Gelben auch über die Klinge springen lassen,
weil sie lieber mit der SPD regiert,
jetzt wo die Bundesratsmehrheit für diese mittelfristig fest steht.

Gabriel ist ziemlich auf Krawall gebürstet
und da ist es wohl besser, ihn als Vizekanzler an der Seite zu wissen,
denn als Stinkstiefel im Bundesrat.

Das ist Konsenspolitik auf höchstem Niveau,
das können Männer gar nicht, das kann nur eine Frau.
Da geht nichts drüber.

Sie gibt den Jungs Posten und Dienstkaleschen und stellt sie so ruhig.
Alles eine Frage des Preises !

So schlägt sie drei Fliegen mit einer Klappe:
FDP vernichtend abgestraft,
SPD gezähmt
und allen gezeigt, wie fies sie sein kann,
allen die das nach all den politischen Leichen, die ihren Weg säumen,
schon vergessen hatten.

Respekt !

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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