Startseite

zurück zur Übersicht

Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 62

ocs

Kann sich noch jemand an die Zeit erinnern,
als ein “blackberry” das „non plus ultra“ der Internethandys war ?

Ich hatte zwar nie eins
aber Freunde und Bekannte
die über ein solches megageiles Superhandy verfügten,
mit denen brauchte man gar nichts anderes mehr vergleichen.
Schon gar keine Längen !
Man war „raus“,
ohne „Blackberry“ !

Jetzt hat die Herstellerfirma eine Anzeigenkampagne gestartet,
in Zeitungen.
Dort wird den Kunden lang und breit erklärt, was los ist,
dass man noch nicht pleite ist und wie es weiter gehen soll.

Doch wen interessiert das ?

Ein paar Fans vielleicht,
die Aktionäre gewiß,
Smartphonebesitzer kaum.

Der Markt ist über „blackberry“ hinweggegangen,
wie auch zeitweise über „Nokia“ und andere,
die den Trend „smartphone“ verpasst hatten.

Die neuen Platzhirsche der „world of wireless“ heißen „apple“ und „Samsung“.
Sie und andere bieten inzwischen ihre vierte, fünfte, sechste oder hundertachtunddreißigste „Version“ an.

Was mich an diesem gnadenlosen Rüstungswettlauf um die Blödheit der Verbraucher bisher erstaunte,
ist die Tatsache, dass die „Handys“ wieder größer werden.

Vor gut zwanzig Jahren war ich stolzer Besitzer eines „Eriksson“,
noch mit Ausklappantenne.
Als Nostalgiker hob ich es auf – so wurde es innerhalb weniger Jahre zum Fossil.
Dann kam mein Tag:
Ich konnte es mit der neuesten Ausgeburt südkoreanische Kommunikationstechnologie vergleichen.
Nein, ich habe keine Ahnung wie das Dingens heißt.
Verblüfft stellte ich fest, soviel größer ist der alte Schwedenklopper gar nicht,
sicher eine Tonne mehr Gewicht, im Style antik,
aber sonst.

Da fragte ich mich und die Welt der Nachrichten und Informationen:
Warum zum Geier, werden die Dinger wieder größer
und wann sind sie so groß, dass sie als „tabletcomputer“ durchgehen.
Die gefundene Antwort war für mich so verblüffend,
dass ich sie Ihnen nicht vorenthalten will.

Sogar ich weiß:
Smartphones haben eine „Benutzeroberfläche“.
Auf dieser bedient man alle Funktionen und hat zusätzlich einen ziemlich coolen Bildschirm.

Bisher habe ich mich immer gefragt,
ob wirklich jemand so behämmert ist,
sich ständig Filme, Videos oder Texte auf dem Ding anzusehen,
um sich die Augen vollends zu versauen
aber darum geht es vorrangig gar nicht.

Es geht schlicht darum,
dass es einer wissenschaftlich ermittelten „Mindestbildschirmgröße“ bedarf,
damit der „user“ die allenthalben mitlaufende Werbung vernünftig erkennen kann.

Glauben sie es oder nicht,
die Bildschirmgröße der „smartphones“
wird von den Bedürfnissen der Marketingstrategen vorgegeben.

Erst ab einer bestimmten Größe ist Werbung effektiv.
Das hat „blackberry“ nicht hinreichend auf dem Schirm gehabt.
Die dachten ein Telefon ist in erster Linie zur Kommunikation
und ggf. dem Datenaustausch da,
wie retro !

„apple“ war da vorne dran.
Die haben erkannt, dass so ein „smartphone“ das Warenhaus
in der, zugegeben jetzt größeren, Hosentasche ist.
Es geht nicht darum, uns die Welt leichter zu machen,
unser Leben zu verbessern
oder den Fortschritt unter ein „touchpad“ zu packen - nein es geht um Verkauf.

Wenn wir das Handy aus der Tasche ziehen
und unsere Apps und Schnäpps und Zäpps und Häpps und Webs befummeln,
ziehen uns die apples, googles, samsungs,
und alle, die uns ihre Werbebanner auf den „touchsreen“ hämmern,
uns Geld aus der Tasche.

Und für diese oberwichtigen „Messages“
bedarf es nun mal einer lesbaren Größe,
logo bongo !

So zeigen wir mit der Größe unseres „smartphones“,
wie sehr wir uns schon fremdsteuern lassen.
Unser scheinbares Bedürfnis „hipp“ zu sein, wird ausgenutzt,
um uns auszunutzen.
Ohne den „hype“ der veranstaltet wird,
hätten wir aber dieses Bedürfnis gar nicht.

Warum amüsieren wir uns eigentlich über den Hund,
der immer der größten und neuesten Wurst hinterherhechelt ?
Keine Ahnung und fehl am Platze.
Erwischt der Hund die Wurst, hat er wenigstens was im Magen.

Eigentlich gehören diese schwachsinnigen Dinger in die nächste Mülltonne.
Doch Obacht, denn das könnte schwierig werden.
Es könnte nämlich sein,
Sie erwischen einen von diesen neuen datensammelnden Mülleimern.
In London gehen Behörden inzwischen gegen diese Hightech-Mülleimer vor.
Die Behälter verfügen über W-LAN und einen Bildschirm für Werbung.
Es wurden Daten erfasst wie Aufenthaltsdauer in Geschäften,
vor denen die Tonnen stehen.
Verweildauer pro Warenhausabteilung und als neueste Option sogar,
welche Ware näher in Augenschein genommen wurde,
dank Chip im Preisschild.
So konnte dem Kunden beim Verlassen des Geschäftes
mit perfektem „timing“ die passgenaue Werbung
vor den Latz geknallt werden.

Dank des großen Bildschirms an der Tonne,
ist die noch besser zu erkennen,
als auf den „smartphone“.

Willkommen bei George Orwell
and have a nice week !

Und vergessen Sie nicht,
schön weiter auf die Schnüffler von früher und heute zu achten,
wenn sie mit ihrem Handy durch die freie Welt laufen.

M. Eckart ocs

Kontakt

Impreßum: ©imutta