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“Spy game”, zu Deutsch “Agentenspiel",
so heißt ein Film mit Robert Redford und Brad Pitt aus den späten Neunzigern.
Ein alter CIA-Haudegen narrt an seinem letzten Tag in der agency
Kollegen und Vorgesetzte um seinen früheren Mitarbeiter Tom Bishop alias Brad Pitt
aus einem chinesischen Gefängnis zu befreien.
Im Stile Hollywoods löst Redford das Problem innerhalb 24 Stunden,
natürlich unter Zuhilfenahme aller Tricks,
die er sich in langen Jahren seines Geheimdienstlebens zugelegt hat.
Mit Coolness, Witz, und hohem persönlichen Einsatz
paukt er den übel zugerichteten Bishop
und dessen Freundin aus dem finsteren Knast in Südchina.
Die Operation „dinner out“ wurde erfolgreich durchgeführt
und Robert Redford fuhr als Sieger in den Sonnenuntergang.
Als Spannungsrahmen für seine einsame Rettungsaktion
gegen agency und Regierung
fungierte die Verhandlung über ein bedeutendes Freihandelsabkommen
zwischen USA und China.
Da die Amerikaner die Verhandlungen mit China
nicht wegen der zu erwartenden diplomatischen Verwicklung
bezüglich eines US-Spions gefährden wollten, schwiegen sie ihn tot.
Das Handelsabkommen war wichtiger, als das Leben des eigenen Mannes.
So blieb es an Redford hängen, den Kollegen zu retten,
denn es ging nicht um Menschen
sondern um Geld, Macht, Wirtschaft und Profit.
Warum fällt mir eigentlich dieser Film gerade jetzt ein
und warum gerade dieser ?
Wahrscheinlich, weil wir zur Zeit völlig zugelöffelt werden
mit diesen „spy games“.
Allgegenwärtige Hirnzwerge in Journaille und Politik
drehen wieder völlig frei.
Jetzt, da wir endlich auch offiziell wissen,
dass unsere Mutti abgehört wird,
pardon wurde,
lohnt sich offenbar die Wiederholung der Floskel:
„Freunde abhören, das geht gar nicht!“
Ich frage mich bei derlei stumpfsinnigen Wiederholungen immer ganz besorgt,
wie die eigentlich darauf kommen, dass das unsere Freunde sind.
Da glaub ich nicht so recht dran.
Und selbst wenn,
gerade bei Freunden interessiert doch jeden brennend,
was der eigentlich so wirklich denkt und träumt
und warum sein Pool größer ist und seine Kinder klüger und seine Kartoffeln größer.
Freihandelsabkommen heißt des Pudels Kern.
Die Verhandlungen laufen gerade zwischen USA und EU.
Da gibt es viel zu beachten
und dazu muss man möglichst mehr wissen,
als der andere glaubt, dass man es weiß.
Und so was geht heut nun mal am einfachsten in dem man Handys abhört.
Das tun alle, die es können,
surprise, surprise !
Vorsprung durch Wissen ist der Nährboden für „spy games“.
Alles schon mal da gewesen,
wie immer !
Sterbende, untergehende, verfaulende Systeme
werden am Ende immer paranoid, misstrauisch, rücksichtslos und aggressiv.
Beobachten sie mal manch alten Zeitgenossen in der Öffentlichkeit !
Oder erinnern Sie sich,
wenn sie noch den real existierenden Sozialismus in seiner Überreifphase kennen.
Ich jedenfalls erkenne Parallelen,
vom Schnüffeln über Einreiseverbote bis hin zur völligen Abschottung.
„Rammstein“ brüllte einst in einem Lied „Amerika ist wunderbar !“
Auch ich war begeisterter US-Reisender,
bis ich jedes Mal erkennungsdienstlich erfasst wurde
und ich meine Schuhe bei der Einreise ausziehen musste.
Die DDR und der Sozialismus waren ständig von Feinden bedroht,
Inneren und Äußeren.
Nun hat sie diese Probleme seit langem nicht mehr.
Wer lernt daraus und was ?
Have a nice week !
M. Eckart ocs
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