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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 69

ocs

Der erste Tag der Woche liegt nicht, wie sonst vor,
sondern hinter mir.
Er war lang und anstrengend.

Ehrlich gesagt nicht eben die besten Voraussetzungen,
um an der Kolumnenfront noch Höchstleistungen zu bringen.
Vielleicht sollte ich es lassen ?!

Aber da liegt diese Nachricht vor meiner Nase:
Fracking ist nur ein kurzer Boom !

Überrascht mich nicht !

Wenn man das letzte bisschen Saft aus der Pampelmuse quetscht,
freut man sich, dass noch was rauskommt,
weiß aber auch,
jetzt ist gleich Schluss mit lecker Saft.

In den USA gibt es das größte Frackingfeld der Welt.
Auf über 8.000 Quadratmeilen (eine Fläche ca. so groß wie Hessen)
wird das gerade exemplarisch vorgeführt.

7.000 sogenannte „sweet spots“,
das sind Bohrungen, die besonders lukrativ sind
gibt es dort bereits.

Bis 2017 wird der Höhepunkt der Förderrate erreicht.
Will man danach halbwegs effizient weiterfördern,
muss man bis 2023 das 40.000ste Loch bohren.

Kein Scherz, 40.000 Bohrlöcher
und Hessen sieht bei Google earth aus,
wie ein Kraterfeld auf dem Mond.

Und dann ?

Dann ist Schluss !
Nix mehr da zum „fracken“.

10 Jahre gibt der kanadische Geowissenschaftler David Hughes
dem Boom in den USA noch.
Dann, so meint er, wird die Produktion wieder auf „Vorfrackingniveau“ sinken.

Klasse !

Wir kaufen uns 10 Jahre „Ölzeit“,
damit dann ein Gebiet wie Hessen mit 40.000 Bohrlöchern übersät ist.

Da fragt man sich natürlich ganz besorgt,
wo denn da noch all die Windräder,
Naturparks, Wohngebiete, Biogasanlagen, Autobahnen, Biosphärenreservate
und Maisfelder hin ?
Von Mastanlagen wollen wir mal gar nicht reden.

Der oben erwähnte Geowissenschaftler
hat alle verfügbaren öffentlichen Daten zum Fracking ausgewertet
und daraus den Schluss gezogen:
ab 2019 sinkt die US-Ölproduktion wieder.
Da liegt er im Übrigen mit dem US-Amt für Energiestatistik auf einer Welle.

Wie dann alle Welt darauf kommt,
dass Fracking DAS Zukunftsding ist ?

Ganz einfach: mit Prognosen.

Prognosen sind Hochrechnungen,
die auf dem aktuellen Zustand basieren.
Die beste Prognose ist also die,
die zum Zeitpunkt der maximalen Fördermenge gemacht wird.
Mit dieser kann man sich dann einen Ölboom bis ins nächste Jahrhundert hochjubeln.

Kann aber auch schiefgehen, wie im folgenden Beispiel.

Eine junge Gans wird von einem Züchter verkauft.
So kommt sie zu einem Hobbybauern auf den Hof
und dort in ein geräumiges Gehege mit Hühnern und Enten.
Natürlich ist die Gans zunächst skeptisch.
Alles ist fremd und wie der neue Besitzer drauf ist,
weiß sie auch noch nicht.
Doch das ändert sich schnell.
Täglich bringt der Bauer ihr Futter.
Sie erhält sogar Sonderrationen und erfährt alle Zuwendung,
die man sich als Gans nur wünschen kann.
Woche für Woche steigt ihre Ration und ihr Gewicht.
Sie wächst und gedeiht prächtig.

So wagt sie im August eine erste Prognose.
Und es sieht sehr gut aus, findet unsere Gans.
Anfang November sieht es mit der Prognose sogar noch besser aus.
Inzwischen ist unsere Gans King of Hof,
sie glaubt ihrer Prognose, die da sagt:
Es geht voll fett so weiter.

Am Tag darauf wird sie geschlachtet,
denn der „Martinstag“ naht
und die Gans soll als Martinsgans auf den Tisch.

Wo lag der Prognosefehler der Gans ?

Ihre Prognose beruhte auf dem Optimalzustand:
Leider aber fehlte ihr eine, genau genommen die wichtigste Information
für eine sichere und vor allem richtige Prognose:
das Wissen um den Martinstag der Menschen und seine Bräuche.

Der Bauer hatte diese Information.
So ist es kein Wunder,
dass seine Prognose zum selben Thema völlig anders aussah.

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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