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Wussten Sie eigentlich,
dass es bei uns in der Gegend Anfang der 90er Jahre
einen Trend zur Sub-Urbanisierung gegeben hat?
Doch, doch, Sie wussten das !
Vielleicht nicht unter dem Begriff
aber alle haben gemerkt:
es geht von der Stadt auf Land.
Eigenheime schossen wie Pilze aus dem Boden
und fast jede halbwegs „finanzierungsfähige“ Familie
suchte sich den Traum vom Häuschen im „Grünen“ zu erfüllen.
Und gerade jetzt merken wir sehr deutlich:
„Home, sweet home !“
oder
„My home is my castle !“
sind zwar urenglische Feststellungen,
doch auch hier in Teutonien greift der Zug aufs Land um sich.
30.000 WE fehlen immer noch in und vor allem um Rostock,
weiß Gerd Schäde,
seines Zeichens Leiter des Amtes für Raumordnung MM zu berichten.
Gerade Rostocker Umlandlagen sind der Renner.
Das entbehrt einer gewissen Logik nicht,
immerhin ist Rostock DIE Regiopole im Lande.
Will heißen:
wirtschaftliches und auch sonstiges Zentrum MV’s.
So ist denn sein Amt besonders gefordert,
all die hier zu Tage tretenden Interessen und Konflikte irgendwie zu lösen.
Damit haben er und seine Mitarbeiter alle Hände voll zu tun.
Zum Beispiel für Unternehmensansiedlungen
und damit hoffentlich einhergehende Arbeitsplätze.
Da reicht das Spektrum schnell
vom „Vorhalteraum für Erweiterungsflächen für den Hafen",
bis hin zu Konzentrationsräumen für die industrielle Landwirtschaft.
Auf Deutsch:
Poppendorf ist gut für 300 ha Industriegebiet,
auch wenn es hier noch ganz erheblich an der nötigen Verkehrsinfrastruktur ermangelt
und das Gebiet von dort bis runter nach Thulendorf
ist für intensivste Landwirtschaft vorbehalten.
Ab Thulendorf darf dann dem Tourismus zu seinem Recht verholfen werden.
Man hat inzwischen sogar messerscharf erkannt,
dass Menschen die Nähe von Versorgungseinrichtungen, Kultur, Naherholung
und umfassender medizinischer Betreuung erheblich schätzen.
Donnerwetter, da muss man erst mal drauf kommen !
Dass Mastanlagen, Windräder und andere Segnungen der Gewinnerzielung
diese Nähe ebenso schätzen, ist nicht verbürgt.
Dennoch vermehren sich selbige auf wundersame Weise
zumeist immer dort, wo es dann Konflikträume gibt,
in der unmittelbaren Nähe der Gebiete,
die wir Menschen zum Siedeln als höchst attraktiv
über Bebauungspläne zugewiesen bekommen.
Sagt man was dagegen,
weil einem die Anlagen stinken
oder einem der Schattenwurf im teuer erworbenen Häuschen voll auf die Tüte geht,
kommt fast immer die argumentative Abrissbirne „Arbeitsplätze“.
Mir will sich das so einfach aber partout nicht erschließen.
Mit meinem vermutlich viel zu kleinem Geist bilde ich mir ein,
dass so ein Windpark wie in Fienstorf
doch genauso viele Arbeitsplätze nicht schafft,
als würde er in einer Gegend stehen,
in der es demnächst ohnehin eine Abrissprämie für perspektivlose Dörfer geben soll.
Die müsste nämlich kommen, ist der Wissenschaftler Reiner Klingholz überzeugt.
Ihm zufolge haben nur Ansiedlungen eine Chance,
die nicht weiter als eine halbe Stunde rund um die Zentren des Landes liegen,
alles andere: ABKACKEN !
Diese seine ernüchternde Analyse
hat nach Klinghoilz’s Auffassung den Vorteil,
dass sie „weniger Enttäuschung bei der Bevölkerung produziert“,
na danke sehr !
Fakt ist:
Sollten die noch wenigen Menschen weiter entfernt von den Zentren nicht einsehen,
dass sie in der Wallachei nicht mehr hinreichend
mit Müllabfuhr, Schulverkehr, und medizinischer Betreuung versorgt werden können,
müssen sie eben bald,
wie in Australien und Skandinavien
mit Fernunterricht leben und sich eventuell ein Wasserflugzeug zulegen.
Das heißt also:
Die Menschen sind in der Nähe von Zentren zu konzentrieren,
damit die Wege kürzer
und die vorzuhaltende Intrastruktur billiger zu erstellen und zu unterhalten ist.
Wissen Sie, was ich nicht so recht verstehe ?
Warum sperrt man den Schäde und den Krummholz
und all die anderen Geistesgrößen der Landesplanung nicht mal zusammen.
Vielleicht, aber nur ganz vielleicht
sprechen beide deutsch und könnten mal darüber reden,
wie sinnvoll es ist, den für menschliches Siedeln so überaus wertvollen Stadt-Umland-Raum
mit Windrädern voll zu pflastern,
statt mit Baugebieten.
Eigentlich bräuchte man doch nur einen Zirkel nehmen,
diesen im Radius auf eine halbe Stunde einzustellen
und einen Kreis um die Zentren zu schlagen.
Alles, innerhalb des Kreises wird dann als Vorhaltegebiet Wohnbebauung ausgewiesen
und der ganze andere Rempel muss sich hinten anstellen.
Ja, ja dann kommt aber wieder die Abrissbirne "Arbeitsplatz"
und rumms,
schon kriegen alle Muffensausen.
Wussten Sie eigentlich,
dass MV bundesweit den höchsten Rückgang an Erwerbstätigen
bundesweit zu verkraften hat ?
1,1 Prozent betrug dieser Rückgang in 2012,
wogegen im übrigen Bundesgebiet
ein Erwerbstätigenzuwachs von 0,6 Prozent zu verzeichnen war.
Insbesondere die Landwirtschaft hat einen ganz wesentlichen Beitrag
zu dieser miesen Entwicklung geleistet,
Erwerbstätigenrückgang um 2,5 Prozent.
Natürlich wird es da keinen Zusammenhang
mit der hochsubventionierten Industrialisierung der Landwirtschaft geben.
Es wäre doch auch ganz schöne Scheiße,
wenn die Millionen, die wir als Steuerzahler
in die Förderung von immer größeren Sauställen pumpen
nicht nur unser Lebensumfeld zerstören, unsere Lebensmittel verderben,
sondern auch noch Arbeitsplätze vernichten würden.
Halten wir also fest:
Während wir schon Wissenschaftler ernsthaft darüber schwadronieren lassen,
welche Etappendörfer demnächst staatlich gefördert platt gemacht werden
und in diesen Gegenden dann riesige „Leergebiete“ entstehen,
die man mit Windparks, Riesenställen und sonstigem Gedöns vollkrachen könnte,
drängeln wir uns gemeinsam mit eben diesen Scheußlichkeiten menschlichen Fortschritts
in den Gebieten, die als eigentlich ausschließlich fürs zukünftige Wohnen erkannt sind.
Wofür kriegen die alle noch mal unser Geld ?
Have a nice week !
M. Eckart ocs
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