Startseite

zurück zur Übersicht

Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 75

ocs

Die letzte Nacht war für mich fürchterlich.

Eigentlich schlafe ich seit Jahren traumfrei
und das ist auch gut so.

Gestern Nacht war das allerdings anders.
Nicht genug damit, dass mich ein schwerer Traum erwischte,
nein es musste auch gleich ein richtig fieser Albtraum sein.

Natürlich gehört derlei nicht in eine Kolumne
und schon gar nicht in meine – aber Scheiß drauf,
ich hab gerade kein anderes Thema parat
und welcher meiner geneigten Leser
will schon immer wieder was über Fracking
oder NSA-Scheiß lesen ?

Manchmal fetzt auch regional total.

So will ich Sie nun also teilhaben lassen,
an diesem Traum,
vielleicht gruselt es den einen oder anderen
auch so wie mich !

Schon der Ort des Traumes war gar schrecklich.
Mich träumte nämlich,
ich würde in Fienstorf, direkt an der Dorfstraße
oder meinethalben auch Durchfahrtsstraße wohnen.
Dort selbst war es schon seit geraumer Zeit recht ungemütlich geworden
ob der vielen neuen Großfahrzeuge,
die unter meinen Fenstern entlang brausten
und mein beschauliches Leben so einschneidend veränderten.

Doch nun sollte es in meinem Traum noch viel schlimmer kommen.

Hatte ich bisher immer noch die Hoffnung,
diese üble Strafe würde, so wie es vorgesehen war,
alsbald aus der entgegengesetzten Richtung
wider den Kühlschen Großhof anfahren,
war diese nun dahin.

Mir träumte gar fürchterlich,
dass vor Wochenfrist,
im zarten Frühling, als die Knospen sprossen,
riesige Baumaschinen die lieblich kleine Straße
von Fienstorf bis zum Hofe brutal aufgerissen hatten,
um ohne weiteres Zögern
eine neue, breite, starke, feste Straße zu errichten,
auf dass auf ihr
auch noch die mächtigsten der stählernen Kolosse des Hofherren
ungehindert die Feste der Mast erreichen konnten.

So geschah es in meinem Traum.

Fortan war all meine Hoffnung dahin,
denn nun war es besiegelt,
dass all die Ungetüme,
seien sie nun beladen mit Gülle oder Masthuhngold,
mit Futterpellets oder goldenem Ackermais
für jetzt und alle Zeit keine zwanzig Schritt von meinem Heim entfernt
unentwegt dahin brausen würden.

Doch damit nicht genug,
auch meine liebe, alte Dorfstraße wurde dem Traum angepasst,
in meinem Traum.

Nur dieses kleinen Stück,
eingezwängt zwischen der unlängst neu verbreiterten Straße
von Neu Broderstorf bis hin zum Eingang des gar lieblichen Fienstorf
und der nun frisch erstellten Trasse
war noch zu eng für die stählernen Rosse des Fortschritts
und so schickte sich alsbald meine Gemeinde an,
den Mangel zu beheben.

Flugs wurde also nach Beschluss auch dieser Abschnitt auf geweitet.
Selbst ein neues Brücklein über das Bächlein
ward von flinker Hand errichtet.

Alls dann konnte also jedwedes Gefährt
und sei es auch noch so gewaltig,
gänzlich ungehindert durch mein geträumtes Fienstorf brausen.

So ging sie dahin,
all meine Hoffnung,
dass dieser Krug an mir vorüber gehen möge,
gar listig hatten die Advokaten des Fortschritts ein Papier ersonnen,
das den Widerstand des tapferen Kussewitz umging
und gleichwohl die Gelüste der Herren des Landes
in die nun rechten Bahnen lenkte.

Die Gegenwehr war gebrochen,
der Weg ist frei,
der Traum wird wahr,
der eine, wie der andere.

Nun bin ich wach.

Schweißgebadet zwar,
doch voll des Glücks,
doch nur bös geträumt zu haben.

Doch wird dies Glück von langer Dauer sein,
hier unweit des Geträumten
auf meiner Trutzburg nah des Übels ?

Wohl kaum !

Epilog:
Schiller ließ seinen Zauberlehrling dereinst
verzweifelt feststellen:
„Die ich rief die Geister, werd ich nun nicht los !“

Die Geister wurden gerufen
und sie spielten mit unserer Gemeinde (Steinfeld)
das Königsspiel – Schach !

Doch nur sie konnten die Züge im Voraus durchdenken,
die jämmerlichen Figuren zur rechten Zeit setzen,
nämlich dann,
wenn noch kaum einer darauf kommen konnte,
wozu zum Beispiel die Straße von Neu Broderstorf bis Fienstorf
unbedingt neu gemacht werden musste.

Wozu sich manch Schlauberger hergab,
wenn Geld vom Geiste der Windräder genommen wurde,
um die Wege übers Land vor zu bereiten,
für meinen Albtraum.

Selbst Geld wurde sich beim Nachbarn geborgt,
um den Weg zu ebnen
über das eigene Gemeindegebiet,
obwohl man von der Straße gar nichts hatte,
als die Kosten.

Bisweilen fühlt man sich,
wie die Seher der Antike,
die obschon sie zur rechten Zeit und immer wieder weissagten,
was da kommen würde,
doch oft ein übles Geschick erlitten,
wie Laokoon und seine Söhne.

Die gute Nachricht:
Ich habe nur geträumt
und vor meinen Träumen braucht niemand sich zu fürchten,
nicht mal ich selbst.

Die Schlechte:
Bisher wurden fast alle meiner üblen Träume war
und wenn ich die Tagesordnung für die nächste Gemeindevertretersitzung so lese,
wird mir höchst unwohl.


Früher oder später wird die Gemeindevertretung der Gemeinde Broderstorf
Farbe bekennen müssen,
Traum hin oder her.

Have a nice week !

M. Eckart ocs

Kontakt

Impressum: ©imutta