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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 84

ocs

Sein Name ist Werner, Götz Werner
und er hat eine Mission.

Seit mehreren Jahren reist Herr Werner,
seines Zeichens Gründer und Besitzer der Drogeriekette „dm“ durchs Land,
bevölkert mit konstanter Boshaftigkeit alle passenden Talkshows
und predigt mit missionarischem Eifer das bedingungslose Grundeinkommen.

Als allseitig interessierter Mensch
habe ich mir seine Einlassungen zum Thema des Öfteren angehört
und immer so bei mir gedacht:
„Ja ne is klar, Herr Werner, Geld für nix kriegen,
davon haben wir doch weiß Gott genug.
Unsere Gesellschaft ist durchsetzt mit Leuten,
die für wenig oder noch weniger Leistung Unsummen bekommen,
so zu sagen bedingungsgeringe Supereinkommen
und da sind die Boni und veröffentlichten und nichtveröffentlichten Nebeneinkünfte
noch nicht mal mit drin.
Was soll das also, Herr Werner,
ein Tausender für alle,
von der Wiege bis zur Bahre ?

Das kann doch gar nicht funktionieren,
schon gar nicht in unserer Gierschlundgesellschaft,
in der wir uns gegenseitig nicht das Schwarze unter den Nägeln gönnen.

Lustiger Vorschlag aber bei all den faulen Säcken,
die jetzt schon nichts machen und nur abkassieren,
kann man sich doch am Allerwertesten abfingern,
was dabei raus kommt – nüschts als Schulden !
Fertig ! Abgelehnt !“

So meine simple Auffassung bisher !

Genaugenommen bis zu unserer abermilliardenschweren Rettung der Bankerboni,
die man ja wohl nur als das teuerste Sozialexperiment auf Steuerkosten
der Geschichte bezeichnen kann.

Doch seit mir klar ist,
dass auch wir nur Laborratten in der Versuchsanstalt des Kapitalismus sind,
wie einige von uns
es bis 1989 im Erlenmeyerkolben des sozialistischen Experimentes waren,
denke ich so bei mir:
„Wenn schon Experiment, warum dann nicht das vom Drogisten Werner,
teurer als der Geldvernichtungsquatsch
namens Eurorettung/Finanzmarktstabilisierung ist das bestimmt auch nicht.“

Flugs zog ich mir noch eine Sendung zum Thema rein
und dieses mal mit etwas offeneren Sinnen.
Und siehe da,
endlich konnte ich Herrn Werner folgen,
genauer seiner Idee.

Bisher war mir der Blick vernebelt auf die Sache,
schließlich bin auch ich Mitglied der Leistungsgesellschaft
und da heißt es nun mal: „Ohne Leistung kein Geld,
basta !“


Wenn man nun aber allen Menschen eine gewisse Summe gibt,
ohne Gegenleistungen zu erzwingen,
könnte, so der verrückte Herr Werner
doch vielleicht folgendes geschehen: Derzeit stellen wir fest,
dass immer mehr Lohnsklaven immer schneller Defekte aufweisen.
Schon nach kurzer Zeit kriegen sie „burn out“
und rennen scharenweise zu Arzt.

Druck bei der Arbeit,
Angst um selbige,
Zeitmangel, Zukunftsangst,
Überforderung in Alltag und Familie
und vor allem
die immer stärker hervortretende Brutalität des Systems
fordern ihren Tribut.

Stets sitz einem die Angst im Nacken,
es könne nicht reichen
oder man könnte verlieren, was man geschaffen hat.

Gäbe es aber ein bedingungsloses Grundeinkommen,
läge erheblich weniger Druck auf den Menschen.
Sie könnten sich ein Leben organisieren
in dem Platz ist für Kinder, Eltern, Partner, Pflege, Zuwendung, Kreativität
und völlig irre – erholsamen Müßiggang.

Krankheiten, erfunden und entwickelt von unserer Übermaßgesellschaft
würde es gar nicht geben und die damit verbundenen Kosten auch nicht.

Das wohlfeile Gequatsche
von der dringend nötigen „Entschleunigung“ wäre vorbei,
jeder könnte seinen Rhythmus finden.

Fast wäre es
wie im gescheiterten Sozialismus als Idealbild erstrebt:
„Jeder nach seinen Fähigkeiten – jeder nach seinen Bedürfnissen !“.

Wir tragen partiell diesem Ideal doch schon Rechnung,
nur dass wir nicht die Bedürfnisse von jedem befriedigen,
sondern uns offensichtlich zunächst
auf die Bedürfnisse der Finanzherrscher beschränken.

Wie könnte das laufen,
mal abgesehen davon,
dass es natürlich nie funktionieren kann,
schon weil die Gewerkschaften das sagen ?

Ein gewisser Teil der Menschen
würde sich in fauler Trägheit mit dem Geld begnügen
und vermutlich freiwillig ähnlich leben,
wie es die meisten Hartz IV – Empfänger heute müssen.

Der größte Teil würde normal weiter arbeiten,
vermutlich nicht jeder in dem Job, den er zurzeit hat
aber die erhöhte Bedürfnislage gegenüber Gruppe 1
würde ihn wohl tätig werden lassen.

Eine weitere Gruppe würde vermutlich,
befreit von der Last des Müssen müssens
erheblich kreativer, erfolgreicher und einkommensstärker werden,
als bis jetzt.

Insgesamt könnte sich die Gesellschaft entspannter entwickeln,
Familienverbände würden gestärkt werden
und mehr Menschen könnten sich um Menschen kümmern.

All das ist natürlich sau teuer !

800 Milliarden bis 1 BILLION Euro
würde das im Jahr kosten.

Zwar blechen wir jetzt für ein kranmachendes Drucksystem
auch über 500 Milliarden
aber da fehlt noch ein gut Stück Holz.

Götz Werner meint,
mit 50 Prozent MwSt. wär die Sache geritzt.

Kommt richtig krass,
wenn man sich nen´ Bentley kauft,
sonst ist das gar nicht so entsetzlich viel,
bei jetzt schon 19 Prozent.

Wie auch immer,
das wird nichts werden,
denn bei Geld und dem was man anderen gönnt,
hört bekanntlich die Freundschaft auf.

Das wir alle wissen,
dass es bei uns kaum je wieder Arbeit für alle geben wird
und wir immer Menschen mitversorgen müssen,
darf dabei keine Rolle spielen,
denn diese Looser brauchen wir,
um uns überlegen zu fühlen.

Geld für alle ohne Bedingung,
arbeiten um besser zu leben,
nicht leben, um bei der Arbeit krank zu werden – der spinnt, der Werner !

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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