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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 87

ocs

“Ein bunter Strauß voll Sicherheit!”
Richard Gere blickt Julia Roberts tief in die Augen,
als sie ihm im Film “Pretty Woman”
ein quietschbuntes Sortiment von Kondomen unter die Nase hält.
„Und hier haben wir das „Goldene“, das Beste, den Champion,
da kommt garantiert nichts durch!“

Triumphierend wedelt sie mit dem derart gepriesenen Stück Naturschutzfolie.

Wer kennt sie nicht, diese wundervolle Szene
aus dem Klassiker der frühesten 90-er
um das Aschenputtel – Thema.

Als ich letzte Woche
bei einem meiner berühmtberüchtigten Gespräche über den Gartenzaun erfuhr,
welche neue Segnung moderner Landwirtschaft
zeitnah bei uns in Steinfeld gebaut werden soll,
musste ich unwillkürlich an diese einprägsame Situation in dem Film denken,
verbunden mit der innigen Hoffnung,
auch unser ortsansässiger Richard Gere
möge sich bei seinem neuesten Investitionsgeniestreich
auch einer Schutzfolie bedienen,
die absolut nichts durch lässt.

In Steinfeld möchte jemand sein Haus verkaufen.
An sich nichts Ungewöhnliches.
Es melden sich Interessenten, auch das durchaus normal.
Einer dieser Interessenten ist besonders aufmerksam
und fragt sich offenbar durch das Thema durch.

Und siehe da, er erfährt, woher auch immer,
dass unweit des Objektes seiner Landlebebegierde
eine gigantische Jauchegrube gebaut werden soll.

Ziemlich genau am Anfang des Rapsschlages
Richtung Rothbeck/Billenhagen,
wenn man von der Holperstraße kommend links abbiegt,
auf der linken Seite, direkt vor der Carbäk.

Kaum drei Steinwürfe entfernt von den Häusern
gegenüber der Brücke und der Gehöfte
vor den neu erschlossenen Grundstücken an der Holperstraße
soll, so der neugierige Kaufwillige,
ein Güllebecken an die Ufer der Carbäk gebaut werden,
dessen Ausmaße mit gewaltig wohl nicht übertrieben angegeben sind.

Mehr als 6.000 Kubikmeter Gülle und/oder Gärreste sollen sich da lagern lassen.

Wenn man unterstellt,
dass dieser See,
wie üblich,
nicht allzu tief in den Mecklenburger Acker gegraben werden soll,
könnte seine Fläche an die 2.500 qm betragen,
immerhin ein Viertel Hektar.

Solche wunderbaren Nachrichten verbreiten sich allerorts in Windeseile
und auch hier kam diese Info
über den berühmten „Busch(koppel)funk“ zu mir.

Nun weiß ich natürlich nicht mit 100prozentiger Sicherheit,
wie sicher diese Info ist.
Allerdings habe ich die leidvolle Erfahrung machen müssen,
dass in diesen Fällen fast immer gilt:
„Volkes Mund tut Wahrheit kund !“

Und mal ehrlich,
wer sollte sich so etwas,
auf den ersten Blick völlig absurdes schon ausdenken.

So nehme ich einfach mal an,
dass an der Sache was dran ist.

Unmöglich scheint es nicht
und eine gewisse Logik könnte einer solchen Sache auch innewohnen.

Immerhin besteht für den Betreiber der Biogasanlage
ganz logisch ein Bedarf,
die Gärreste seiner Anlage so zu lagern,
dass er sie bedarfsgerecht zur Düngung einsetzen kann.

Nun gibt es aber und das aus gutem Grund,
strenge Ausbringungsvorschriften,
die es dem Landwirt schwer bis unmöglich machen,
Gülle und Gärreste auf dem Acker zu verteilen,
wie sie anfallen.

Weiter erschwerend hinzu kommt,
dass der Mais,
den wir hier sehr schnell zunehmend als Monokultur sehen werden,
als eine der wenigen verbliebenen „Feldfrüchte“
erst im Frühjahr gedrillt wird.

Gerade aber bei seinem Anbau
lässt sich der Kladderadatsch aus Stall und Gaswerk am besten verarbeiten.

Allenthalben stehen Güllesilos,
warum nicht eines am beschriebenen Standort.

Und wenn ich schon beim Spinnen bin,
könnte ich mir gut vorstellen,
dass dortselbst schon Kapazitäten für weitere Biogasanlagen geschaffen werden,
so für Gärreste und Gülle.

Bioenergiestandort Steinfeld – und los !

Bedauerlicherweise endet meine Neugier an dieser Stelle nicht.
Auch für die baurechtlichen Aspekte
interessierte ich mich mal so ganz nebenher.

Privilegiertes landwirtschaftliches Vorhaben im Außenbereich.
Noch einfacher zu genehmigen als eine Biogasanlage.

So’n Ding schlürft man wie jeden normalen Bauantrag
diskret im nichtöffentlichen Teil einer Gemeinderatssitzung mit durch
und keine Sau rafft was.

Was mich umtreibt an dieser Sache ist insbesondere die Frage:
Wie kommt der Gärrest von der Biogasanlage zu dem Güllesee ?

Die einzig sinnvolle Strecke
führt über Öftenhäven – Wohngebiet Steinfeld – Hoppelstraße zur Jauchegrube.

Nimmt man die Jauchemenge aus der genehmigten Biogasanlage als Grundlage
kommen da schnell 6.000 Kubikmeter zusammen,
mithin möglicherweise an die 600 Fahrten (Leerfahrt zurück noch mal dazu).

Die werden sich „natürlich“ verteilen,
so übers Jahr.

Sollte es so kommen,
dann wird bestimmt auch der Straßenausbau,
mindestens von Öftenhäven bis zur Kreisstraße wieder aktuell,
zumal wir ja inzwischen schriftlich haben,
dass die Straße bis rauf nach Kussewitz
ihre Restnutzungsdauer bereits deutlich überschritten hat.

Mittwoch ist Gemeindevertreter–Sitzung,
die letzte vor der Wahl.

Wenn da mal nicht ein Gärrestsee in Steinfeld als Thema
in der Sendung ohne Publikum auf den Tisch kommt.

Vielleicht auch nicht.

Vielleicht hab ich mich nur verhört,
so übern Gartenzaun beim Gequatsche.

Übrigens Glückwunsch all jenen,
vor allem „dort hinten“, die bisher dachten:
„Was geht mich der ganze Scheiß an ?“.

Vielleicht kommt ja ne Abdeckung auf die Jauche,
dann stinkt es nur bestialisch,
wenn rein- oder rausgepumpt wird.

Ruhiges Leben auf dem Lande – da steh ich drauf !

Have a nice week !

M. Eckart, ocs

P.S.:
Für „Pretty Woman“ ist es ja auch gut ausgegangen !

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