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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 96

ocs

“Totgesagte leben länger”,
meint eine alte Redensart.

Offenbar ist der „Kalte Krieg“ ein solch „Totgesagter“,
denn er scheint den Weg zurück zu uns gefunden zu haben.

Heute Morgen schaute er mich um 07.13 Uhr
aus den Augen von Rebecca Harms an.
Selbige ist inzwischen Fraktionschefin der Grünen im EU-Parlament,
hat die Sprechgeschwindigkeit eines schlafenden Schweizers
und ein Gesicht parat,
welches jeder andere lieber noch eine Weile unter der Bettdecke gelassen hätte.
(siehe hier)

Dieser wundervollen deutschen Vollblutpolitikerin
fiel nun also die Aufgabe zu, uns mitzuteilen,
dass der böse Russe schon wieder einen Fuß in unserer Tür hat
und wir ihm schnellstens mit einem knuffigen „G3“-Gewehr
in den Huf schießen müssten.

Natürlich hat sie es so nicht gesagt,
denn trotz ihrer ländlich - alternativ angehauchten Darreichungsform im MOMA (Morgenmagazin)
beherrscht sie das Vokabular der heraufziehenden Eiszeit
zwischen – und jetzt Obacht – uns
(also auch uns denen, die wo früher immer die kleinen Russen waren)
und den Russen,
selbstredend mit traumwandlerischer Sicherheit wie einst Colin Powell,
als er der ganzen Welt die Beweise für die irakischen Chemiewaffentrucks vorlegte.

Damals sprang immerhin der zweite Irakkrieg raus.

Jene Rebecca nun also hauchte heute Morgen in das bereitgehaltene Mikrofon,
dass man jetzt Druck auf die Russen machen müsse,
denn man wüsste ja inzwischen,
dass die Raketen,
mit denen die Passagiermaschine über der Ostukraine abgeschossen wurde
wohl aus Russland stammen.

Nun habe ich es nicht so mit der deutschen Sprache,
wahrscheinlich bin ich bei ihrem Gebrauch
eher den Grobmotorikern mit rudimentären Kenntnissen zuzuordnen.

Warum ?

Ich kann das „wohl“ in dem Kontext nicht fehlerfrei zuordnen.
Eigentlich kann es hier nur für das etwas präzisere „sehr wohl“ stehen,
also im Sinne von:
Das wissen wir genau
und deshalb kann ich hier eine gesicherte Erkenntnis verbreiten.

Dann wäre ja alles klar,
nur bedauerlicherweise gibt es da noch diese lästige Ursprungsbedeutung
des Wörtchens „wohl“,
die der Duden dann doch eher in der Entsprechung von
„möglicherweise, vielleicht, wahrscheinlich, vermutlich, eventuell“
bestimmt.

So könnte dieses kleine Wörtchen „wohl“,
beinahe etwas nachlässig dahin genuschelt von der Stil-Ikone Rebecca H.
den Unterschied machen zwischen
„Ich habe hier etwas gesichertes mit zu teilen !“
und
„Ich erzähl mal was, weil ich gerade in der Nähe bin.“

Persönlich meine ich,
dass die Kriegspropaganda schon seit Wochen auf vollen Touren läuft.

Interessant ist allein,
dass die hierfür Hinzugezogenen immer unbekannter werden.

Es scheint fast,
als nutzten die Westentaschenpolitiker und sonstiges Gesockse
diese Katastrophe in der Ukraine für die eigene Performance.
Wie viele unterbelichtete Dummbatzen noch
einen saublöden Kommentar zu dieser Schweinerei abgeben werden,
kann man nicht mal ahnen.

Dabei reicht eigentlich schon,
welchen Dünnschiss die offenbar kriegslüsterne Journaille von sich gibt.
Jede unbestätigte Scheiß-Vermutung wird uns als Tatsache präsentiert,
jedwede kritische Gesamtbilbetrachtung ist abwesend
und sabbernd buhlt man um die undifferenzierteste Darstellung
im heraufziehenden Kampf mit dem „bösen Russen und seinen Separatisten“.

Zum Beispiel hat eines dieser Genies festgestellt,
dass die Rakete auf jeden Fall von den prorussischen Terroristen abgefeuert wurde.

Woher man das weiß ?
Na ganz einfach,
die ukrainischen Militärs haben gesagt, sie waren es nicht.

Na dann ist ja alles klar.

Die Separatisten haben zwar auch behauptet, dass sie es nicht waren
aber ich bitte sie,
die lügen doch sowieso.
Das weiß man doch.

Eine Tragödie spielt sich ab,
mitten in Europa, wieder.

Und wir ?

Wir lassen unsere Politiker rummurksen,
bis die „Großen“ uns sagen, wo es langgeht.

Die Russen wollten die Krim,
die Amerikaner wollen die Ukraine.
Nur die blöden Europäer wissen nicht,
was sie wollen – typisch !

Die Maschinerie läuft
und so bedauerlich und grauenvoll das Schicksal
der Passagiere der malaysischen Maschine ist,
noch fürchterlicher ist der Brudermord in der Ukraine,
dem längst mehr zum Opfer gefallen ist,
als all die Toten aus der Maschine.

Im Krieg stirbt immer zuerst die Wahrheit !

Wenn das stimmt,
dann sind wir schon lange mittendrin, im Krieg.

Was wird ?

Have a nice week !

M. Eckart, ocs

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