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“Umbeschilderung der Tonnagebegrenzung Öftenhäven, Steinfeld und Fienstorf.
Weitere Verfahrensweise in Auswertung der Tragfähigkeitsprüfung
vom Durchlass in Steinfeld.“
Dieser Tagesordnungspunkt 19
der nächsten GV–Sitzung der Gemeinde Broderstorf
klingt nicht nur scheiße,
er ist es auch.
In Kolumne Nr. 88 (siehe hier)
hatte ich mich als Hellseher versucht
und orakelt, was wohl wie kommen könnte,
wenn es so kommen würde, wie ich hellsehe
und was das bedeuten könnte,
wenn es denn das seinerzeit in die Wege geleitete Standfestigkeitsgutachten
zum Durchlass in Steinfeld geben würde
und was das wiederum bedeutet
für die damals prognostizierte
„freie Fahrt für freie Bürger, Bauern und Bengels“.
Nun also der ultimative „showdown“ zum Thema,
das da ganz harmlos daher kam
als Anfrage eines fleißigen MA’s
des blickigen Amtes für Straßenbau und Verkehr des LK Rostock.
Und wieder muss ich mich als Hellseher betätigen
und über den letzten Akt des Dramas:
„Darf er oder darf er nicht – seine Hähnchenmastanlage bauen,
in der Gemarkung Fienstorf ?“ orakeln,
denn ich kenne weder den Inhalt der Beschlussvorlage,
noch kann ich wissen,
wie unseren weisen Gemeindevertreter
mehrheitlich in der Sache entscheiden werden.
Wieder einmal muss ich mich also völlig den Spekulationen hingeben
und dem geneigten Leser vorab
mit aller mir möglichen Seriosität entgegenschleudern,
dass die folgenden Zeilen meinem Menschenverstand,
dessen Gesundheit weder widerlegt noch erwiesen ist,
entspringen.
Nichts von dem kann ich belegen,
jedenfalls nicht vor der Entscheidung in der GV–Sitzung am kommenden Mittwoch
und schon meine erstes Orakel zeigt das Dilemma:
Nach der Sitzung wird es zu spät sein
und die Richtigkeit meiner Vermutungen werden den Wert
eines verwelkten Blumenstraußes haben – nicht mehr zu gebrauchen
und auch zuvor kaum mehr als eine farbiger Nuance
im grauen und rauen Meer der Volksverarsche all hier.
Orakelspruch eins:
Die Mitglieder der Gemeindevertretung Broderstorf
werden mehrheitlich der betreffenden Beschlussvorlage zustimmen,
die ungefähr folgenden Inhalts sein könnte:
Die Gemeindevertretung der Gemeinde Broderstorf beschließt
in ihrer Sitzung am 03.09.2014
die Tonnagebegrenzungen in und um Fienstorf aufzuheben,
weil der Durchlass in Steinfeld tragfähig genug ist.
Der Durchlass ist entsprechend den Erfordernissen des Gutachtens anzupassen,
ein sinnvolles Kontrollregime zur Beobachtung der Entwicklung des Zustandes
nach der Tonnagefreigabe ist einzurichten.
Falls sie sich fragen,
warum ich so fachmännisch klingende Begriffe verwende,
möchte ich mich damit entschuldigen,
dass ich gelernter Straßenbauer bin
und sich meine Facharbeiterarbeit,
glauben sie es oder nicht,
genau einen solchen Durchlass in einem solchen Zustand
und seine Prüfung und Reparatur zum Thema hatte,
1984 unweit von Stralsund.
Somit sei es mir ein wenig kokett erlaubt,
diesen Orakelspruch noch um folgende Verzierung zu erweitern:
Vermutlich wird ein lastfreier Streifen erforderlich sein,
den man mit Hochbordsetzung und Geländerneugestaltung absichern wird.
So was in der Art haben wir damals gemacht
– geringer Aufwand, ausreichende Sicherheit, übersichtliche Kosten.
Schlussendlich konnte die Sache seinerzeit
von der zuständigen Meisterei so „nebenher“ erledigt werden.
Ich orakle:
Hier wird das ein Fall für den Bauhof Broderstorfs.
Ich könnte ihnen nun auch noch,
ohne orakeln zu müssen,
mitteilen, welche Verkehrssicherungsmaßnahmen erforderlich wären,
wie lange mit Einschränkungen zu rechnen wäre
und was die ganze Schose kosten würde
aber nur wenn’s noch ein DDR-Vorhaben wäre.
Isses aber nich !
Folgeorakel:
Mit der Tonnagefreigabe in diesem Bereich
kann die Gemeindevertretung der Gemeinde Broderstorf nicht anders,
als der erneuten Aufforderung der Genehmigungsbehörde
für die geplante Hähnchenmastanlage zur Herstellung des gemeindlichen Einvernehmens
positiv zu folgen und das gemeindliche Einvernehmen herzustellen.
Folgefolgeorakel:
Mithin ist der letzte verbliebene Versagungsgrund für die Genehmigung der Anlage,
so jedenfalls die entsprechende Einlassung des Behördengurus Meier,
erledigt
und einer gerichtfesten Genehmigung des Vorhabens
steht nichts mehr im Wege.
Nebenorakel:
Im Sachverhalt der Beschlussvorlage gibt es dahingehend einen Hinweis
auf die Notwendigkeit der uneingeschränkten Tonnagefreigabe,
weil es sonst in Würdigung der entsprechenden Gesetze
schwierig bis unmöglich wäre,
Ausnahmen für eine möglicherweise gewollte Beibehaltung
der jetzigen Beschilderung durchzusetzen.
Vermutlich wird auf die Gefahr hingewiesen,
dass dann der Schulbus auch nicht fahren könnte.
Was wird dann aus den Kindern ?
Na wenn es für die Kinder ist,
dann müssen wir so entscheiden !
So mein Orakel über die Entschuldigungs-Gedankengänge
der zweifelnden Gemeindevertreter.
Späterfolgeorakel:
Die Hähnchenmastanlage wird gebaut !
Folgend werden neue „Hochrisikopatienten“ entstehen.
Zuallererst der betreibende Landwirt,
über 90 Prozent aller Landwirte im Bereich Massentierhaltung
sind Dauerträger multiresistenter Keime
und zeigen keine positiven Reaktionen mehr
bei Behandlungen mit Breitbandantibiotika,
ermittelte die „Charite“ in einer Studie zum Thema.
Gleiches gilt für die Mitarbeiter in derlei Anlagen.
Bei den Angehörigen dieser Gruppe
liegt der Prozentsatz noch deutlich höher,
als beim Durchschnitt der Bevölkerung.
Im persönlichen Umfeld dieser Gesamtpopulation
verringert sich der gefährdete Personenkreis
proportional zur sinkenden Kontaktintensität recht zügig.
Tierärzte sind zu 100 Prozent als Risikopatienten eingestuft,
der hier dann tätige Veterinär
dürfte also keine signifikante Verschlechterung
seiner Risikobelastung mehr erfahren.
Wir alle werden Spaß mit der Güllelagune,
dem Gärrest auf dem Acker und dem Produktionsverkehr haben.
Im Übrigen auch mit all dem Schwerlastverkehr,
der dann wieder ungeniert abkürzen kann,
wenn es von Richtung B105 in Richtung B110 oder umgekehrt
einmal wieder schnell gehen muss.
Die Anwohner der Durchgangsstraße im Baugebiet Steinfeld
werden sich noch gut der Zeiten entsinnen,
als in einer Phase,
da es schon mal keine Tonnagebegrenzung in dem Gebiet gab,
ein sehr reger Schwerlastverkehr
aus und nach Poppendorf zu verzeichnen war.
Aus welchem Grund
sollten dann auch die Düngerlaster
den weiteren Weg über Billenhagen nehmen ?
Bis zu 5 km pro Tour lassen sich da locker einsparen.
So, nun genug der Orakel !
Wird vielleicht nicht so kommen,
wüsste ich es wirklich,
hätte ich längst Unsummen im Lotto gewonnen
und würde mit reichen Russen
um ein Chalet mit Weinberg in Südfrankreich um die Wette bieten.
Insofern - es bleiben immer noch die drei Affen,
wenn es dicke kommt:
Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.
Wie konnte es so kommen,
werden sich einige fragen,
wenn es so kommt,
wie ich glaube dass es kommt ?
Dazu noch ein kleiner Exkurs
in die von mir so gern bemühte Welt des Films:
In Kindertagen hatte ich,
wie andere auch,
das außerordentliche Vergnügen,
die damals total coolen Sindbadfilme schauen zu können.
Gespickt mit Fabelwesen
und den geilsten „special effects“ der damaligen Zeit,
zog ich sie mir mehrfach rein.
In einem von diesen Filmen,
kämpfen zwei Fabelwesen, die Gut und Böse verkörpern gegeneinander.
Bei diesem Kampf ist der obligatorische fiese Zauberwesir zugegen
und verhilft mit einem gekonnten Schwerthieb
dem Bösen zum Sieg,
da es im Film eben sein Job ist, dem Bösen zu helfen.
Dabei kommt ihm folgender Spruch in den Sinn und mir zu Gehör:
„Manchmal sind es Taten der vermeintlich kleinen und unbedeutenden Menschen,
die im Kampf der großen Darsteller des Guten und des Bösen
den Ausschlag für eine Seite geben,
unbeachtet vom Publikum,
dass viel zu sehr mit dem Kampf der Giganten beschäftigt ist.“
In diesem Sinne sollte man auch den fähigen Mitarbeiter eines Landkreises
nicht unbeachtet lassen.
Es können mehr ein Schwert führen,
als man gemeinhin glaubt.
Auch wenn nur weisungsgemäß,
möglicherweise !
Mist,
zu lang,
diese Kolumne ist zu lang !
Mea culpa !
Have a nice week !
M. Eckart, ocs
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